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Freitag, 18. November 2016

Neuer Rekord: Über 130.000 Vorleserinnen und Vorleser machen mit beim Bundesweiten Vorlesetag 2016


Initiatorenlesung in Hamburg am 18.11.2016. V.l.n.r.: Linda Zervakis (Moderatorin), Rüdiger Grube (Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn), Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur DIE ZEIT), Dr. Jörg F. Maas (Hauptgeschäftsführer Stiftung Lesen). (C) Vera Tammen / DIE ZEIT



Mit von der Partie sind wieder zahlreiche Politiker und Prominente

Berlin / Hamburg / Mainz, 18. November 2016. Im ganzen Land heißt es am
18. November wieder: Deutschland liest vor! Über 130.000 Vorleserinnen und Vorleser beteiligen sich am 13. Bundesweiten Vorlesetag – rund 20.000 mehr als im Vorjahr. Die Initiatoren des Vorlesetags, DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung, wollen mit dem Aktionstag ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für das Lesen setzen und Freude am (Vor-)Lesen wecken. So sollen langfristig Lesekompetenz gefördert und Bildungschancen eröffnet werden.

Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und Beiratsvorsitzender der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH, erklärt: „Vorlesen ist der Schlüssel zu Bildung. Es trägt entscheidend zur sprachlichen Entwicklung von Kindern bei und motiviert sie, später selbst zum Buch oder E-Book zu greifen. Aus der Vorlesestudie 2016 wissen wir, dass neun von zehn Kindern das Vorlesen auch lieben. Dennoch wird jedem vierten Kind nicht genug vorgelesen. Es gibt keinen Grund, den Kindern den Wunsch nach einer guten Vorlesegeschichte nicht jeden Tag neu zu erfüllen. Kinder haben ein Recht darauf, dass ihnen vorgelesen wird.“

Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, ergänzt: „Meistens sind es die Eltern, die ihren Kindern vorlesen. Doch auch das Vorlesen außerhalb der Familie ist wertvoll, da gute Geschichten eine große Rolle für die Kinder spielen. Umso erfreulicher ist es, dass sich 2016 wieder so viele bekannte Persönlichkeiten am Bundesweiten Vorlesetag engagieren und Menschen jeden Alters für das Vorlesen begeistern.“

In diesem Jahr beteiligen sich mehr als 1.000 Politiker und Prominente am Bundesweiten Vorlesetag, darunter die Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble, Manuela Schwesig und Andrea Nahles, die Schauspielerinnen Lisa-Marie Koroll und Christine Urspruch, zweifache Olympiasiegerin im Eiskunstlauf Katarina Witt, Autor Paul Maar, Sänger Thees Uhlmann, die Journalistinnen Gundula Gause, Maybrit Illner, Marietta Slomka und Linda Zervakis sowie die Moderatoren Palina Rojinski, Peter Kloeppel und Sven Voss.

Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, betont: „2016 haben wir den Teilnahmerekord aus dem vergangenen Jahr noch einmal überboten. Dank an über 130.000 Vorleserinnen und Vorleser, die sich beim Bundesweiten Vorlesetag engagieren. Dies ist ein wichtiges Signal und zeigt, dass das Vorlesen ein fester Bestandteil im Alltag eines jeden Kindes sein sollte, am besten mindestens 15 Minuten jeden Tag.“

Um mit gutem Beispiel voranzugehen, lasen die drei Initiatoren des Bundesweiten Vorlesetags Giovanni di Lorenzo, Dr. Rüdiger Grube sowie Dr. Jörg F. Maas heute im Helmut-Schmidt-Haus rund 25 Grundschülern aus dem Buch „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ von Martin Baltscheit vor.

Der Bundesweite Vorlesetag folgt der Idee: Jeder, der Spaß am Vorlesen hat, liest an diesem Tag anderen vor – zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, Bibliotheken oder Buchhandlungen, aber auch an außergewöhnlichen Orten wie Bahnhöfen, Zügen und sogar im Karussell. Weitere Informationen über die Initiative sowie alle Termine finden Sie auch unter www.vorlesetag.de/zuhoeren/

Teilnehmerzahlen am Bundesweiten Vorlesetag nach Bundesländern geordnet:

Baden-Württemberg: 6818
Bayern: 24613
Berlin: 3350
Brandenburg: 3497
Bremen: 1830
Hamburg: 2069
Hessen: 10241
Mecklenburg-Vorpommern: 2057
Niedersachsen: 14570
Nordrhein-Westfalen: 34660
Rheinland-Pfalz: 7564
Saarland: 1494
Sachsen: 3925
Sachsen-Anhalt: 2244
Schleswig-Holstein: 1886
Thüringen: 1952


Pressekontakte:


DIE ZEIT
Clara Bluhm
Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen
Buceriusstraße | Speersort 1
20095 Hamburg
Tel. (040) 32 80-2176
clara.bluhm@zeit.de

Stiftung Lesen
Franziska Hedrich
PR-Managerin
Kommunikation & Public Affairs
Römerwall 40
55131 Mainz
Tel. (06131) 2 88 90-28
franziska.hedrich@stiftunglesen.de

Deutsche Bahn Stiftung
Roman Rühle
Sprecher
Deutsche Bahn Stiftung gGmbH
Bellevuestraße 3
10785 Berlin
Tel. (030) 297 56107
roman.ruehle@deutschebahnstiftung.de





Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001