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Dienstag, 30. August 2016

Vorlesestadt 2016 gesucht


 
Alle deutschen Städte und Gemeinden können ab sofort am bundesweiten Wettbewerb teilnehmen.

Berlin / Hamburg / Mainz, 30. August 2016. Anlässlich des 13. Bundesweiten Vorlesetags am 18. November 2016 suchen die Initiatoren – Stiftung Lesen, die Wochenzeitung DIE ZEIT und Deutsche Bahn Stiftung – gemeinsam mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund die deutsche Vorlesestadt. Städte und Gemeinden können sich unter www.vorlesetag.de/vorlesestadt mit ihren Aktionen bewerben. Die Sieger werden Anfang Dezember 2016 bekanntgegeben. Der Titel „Vorlesestadt“ wird in drei Kategorien vergeben: Gesucht werden in diesem Jahr die aktivste, die außergewöhnlichste und erstmals die nachhaltigste Vorlesestadt.

Mit dem neuen Titel „Nachhaltigste Vorlesestadt“ honorieren die Initiatoren das Engagement vieler Städte und Gemeinden bundesweit, für die nahezu jeder Tag ein Vorlesetag ist und die sich nachhaltig und ganzjährig für das Vorlesen einsetzen.

In der Kategorie „Außergewöhnlichste Vorlesestadt“ werden besonders kreative Aktionen prämiert – hier ist alles möglich: eine Hexenlesung auf dem Brocken, eine Unterwasserlesung oder eine Lesung von Grimms Märchen auf der Märchenstraße von Hanau nach Kassel. Dresden überzeugte 2015 in dieser Kategorie mit dem Thema Toleranz: Dresdner Bürgerinnen und Bürger setzten ein Zeichen für Demokratie und Frieden, indem sie aus Büchern vorlasen, die die Angst vor Fremden zum Thema haben und diese gleichzeitig nehmen.

Für die Kategorie „Aktivste Vorlesestadt“ werden alle Vorleseaktionen, die bis zum 18.11. regulär auf www.vorlesetag.de angemeldet werden, automatisch ausgewertet. Die Stadt, in der die meisten Vorleser, gemessen an der statistisch über SENSUS gemeldeten Einwohnerzahl, am Bundesweiten Vorlesetag teilnehmen, darf sich offiziell „Aktivste Vorlesestadt“ nennen. Für diese Kategorie ist keine Bewerbung möglich. Im vergangenen Jahr konnte sich die nordrhein-westfälische Gemeinde Selm in dieser Kategorie durchsetzen: Von 27.054 Einwohner haben insgesamt 2.681 vorgelesen. Das entspricht einer Quote von nahezu 10%.

Ziele des Bundesweiten Vorlesetags

Genau wie alle Städte und Gemeinden in Deutschland dazu aufgerufen sind, sich um den Titel „Vorlesestadt 2016“ zu bewerben, ist auch jeder, der am 18. November Lesefreude weitergeben möchte, eingeladen, sich am Bundesweiten Vorlesetag zu beteiligen und so die Begeisterung für das Lesen und Vorlesen bei Kindern und Jugendlichen zu wecken. Im vergangenen Jahr beteiligten sich über 110.000 Vorleserinnen und Vorleser, darunter mehr als 1.000 Politiker und Prominente wie die Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble, Heiko Maas und Andrea Nahles, die Schauspielerinnen Veronica Ferres und Katja Riemann, die Journalistin Anne Will, Dragqueen Olivia Jones, Sängerin Grace Capristo und Musiker Rolf Zuckowski. Vorleserinnen und Vorleser können sich und ihre Vorleseaktion ab sofort unter www.vorlesetag.de anmelden.

Weitere Informationen zum Vorlesestadt-Wettbewerb gibt es unter www.vorlesetag.de/vorlesestadt.


Stiftung Lesen
Stephanie Lange
PR-Managerin
Kommunikation & Public Affairs
Römerwall 40
55131 Mainz
Tel. (06131) 2 88 90-68
stephanie.lange@stiftunglesen.de

DIE ZEIT
Clara Bluhm
Unternehmenskommunikation
und Veranstaltungen
Buceriusstraße, Speersort 1
20095 Hamburg
Tel. (040) 32 80-2176
clara.bluhm@zeit.de

Deutsche Bahn Stiftung
Roman Rühle
Sprecher
Deutsche Bahn Stiftung gGmbH
Bellevuestraße 3
10785 Berlin
Tel. (030) 297 56107
roman.ruehle@deutschebahnstiftung.de








Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001