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Samstag, 26. August 2017

Running Snail Racing Team: Finale in Ungarn


Starkes Finale: der RS17 in Györ (Ungarn)



Ein fulminantes Finale einer starken Saison: Das Running Snail Racing Team punktete auch in Ungarn und fuhr am Wochenende in Györ einen souveränen 3. Platz ein. Nach den Erfolgen in Most (Tschechien) und Hockenheim standen die Snails damit zum 3. Mal auf dem Podium.

Die Formula Student Hungary verlief turbulent: Die Veranstalter hatten zwei Wochen vor Start den Austragungsort geändert. Die Racing Teams sollten sich nicht wie geplant auf der Dynamikfläche in Györ messen, sondern auf dem Gelände der Universität Györ. Keine glückliche Wahl: Einige Teams hielten diese Strecke für unsicher und gefährlich. Das bestätigte auch der Crash eines konkurrierenden Wagens, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde.

Die Konsequenz: Die Organisatoren entschieden, Autocross (Handling-Kurs) und Endurance (Langstreckentest) nicht zu werten – gerade bei diesen Disziplinen bestand erhöhtes Unfallrisiko. Schade für die Snails! Denn Endurance gehörte in den vorhergehenden Events zu ihren Paradedisziplinen.

Gereicht hat es trotzdem: Das Running Snail Racing Team holte sich u.a. den 2. Platz in Acceleration (Beschleunigung), den 3. Platz im Skid Pad (Acht-Fahren) – und damit Platz Drei in der Gesamtwertung. Kleiner Wermutstropfen: Da der Wettbewerb nicht vollständig ausgetragen wurde, fließen diese Ergebnisse nicht in die offizielle Weltrangliste ein.


Erfolge in Tschechien und Hockenheim

Das war eine der erfolgreichsten Saisons in der Geschichte des Running Snail Racing Teams: Es ist großartig gestartet und blieb souverän auf Erfolgsspur. Anfang August zeigten die Snails bereits in Most (Tschechien), wie wettbewerbsfähig der RS17 und seine Fahrer sind. In vier Disziplinen waren sie ganz vorne mit dabei und erzielten 932 von 1.000 möglichen Punkten – mehr als genug für den Sieg bei den Elektrofahrzeugen und nur knapp weniger als der Gesamtsieger aus der Kategorie „Verbrennerfahrzeuge“.

Zwei Wochen darauf ging’s nach Hockenheim: Auch hier gelang es dem Running Snail Racing Team, den Großteil der Konkurrenten hinter sich zu lassen und den 3. Platz im Wettbewerb für Elektrofahrzeuge einzufahren. Eine starke Leistung – denn die Snails traten hier gegen 34 internationale Teams, zum Teil aus namhaften Elite-Universitäten, an. 

 „Wir haben in dieser Saison ein leistungsfähiges Fahrzeug auf die Räder gestellt“, sagt Katharina Dimke, Technische Leiterin Mechanik beim Running Snail Racing Team. „Den bereits sehr guten Vorgänger haben wir weiter verbessert, Aerodynamik, Antrieb und Kühlung systematisch optimiert. So konnten wir in dynamischen Disziplinen wie Endurance oder Acceleration punkten. Außerdem konzentrierten wir uns stärker als bisher auf statische Disziplinen wie Engineering Design oder Kostenplanung. Das brachte die entscheidenden Punkte für den Podiumsplatz.“

Alexander Seidl
Hochschulkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Ostbayerische Technische Hochschule (OTH)
Amberg-Weiden
Hetzenrichter Weg 15
92637 Weiden
www.oth-aw.de


Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001