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Dienstag, 30. August 2016

Vorlesestadt 2016 gesucht


 
Alle deutschen Städte und Gemeinden können ab sofort am bundesweiten Wettbewerb teilnehmen.

Berlin / Hamburg / Mainz, 30. August 2016. Anlässlich des 13. Bundesweiten Vorlesetags am 18. November 2016 suchen die Initiatoren – Stiftung Lesen, die Wochenzeitung DIE ZEIT und Deutsche Bahn Stiftung – gemeinsam mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund die deutsche Vorlesestadt. Städte und Gemeinden können sich unter www.vorlesetag.de/vorlesestadt mit ihren Aktionen bewerben. Die Sieger werden Anfang Dezember 2016 bekanntgegeben. Der Titel „Vorlesestadt“ wird in drei Kategorien vergeben: Gesucht werden in diesem Jahr die aktivste, die außergewöhnlichste und erstmals die nachhaltigste Vorlesestadt.

Mit dem neuen Titel „Nachhaltigste Vorlesestadt“ honorieren die Initiatoren das Engagement vieler Städte und Gemeinden bundesweit, für die nahezu jeder Tag ein Vorlesetag ist und die sich nachhaltig und ganzjährig für das Vorlesen einsetzen.

In der Kategorie „Außergewöhnlichste Vorlesestadt“ werden besonders kreative Aktionen prämiert – hier ist alles möglich: eine Hexenlesung auf dem Brocken, eine Unterwasserlesung oder eine Lesung von Grimms Märchen auf der Märchenstraße von Hanau nach Kassel. Dresden überzeugte 2015 in dieser Kategorie mit dem Thema Toleranz: Dresdner Bürgerinnen und Bürger setzten ein Zeichen für Demokratie und Frieden, indem sie aus Büchern vorlasen, die die Angst vor Fremden zum Thema haben und diese gleichzeitig nehmen.

Für die Kategorie „Aktivste Vorlesestadt“ werden alle Vorleseaktionen, die bis zum 18.11. regulär auf www.vorlesetag.de angemeldet werden, automatisch ausgewertet. Die Stadt, in der die meisten Vorleser, gemessen an der statistisch über SENSUS gemeldeten Einwohnerzahl, am Bundesweiten Vorlesetag teilnehmen, darf sich offiziell „Aktivste Vorlesestadt“ nennen. Für diese Kategorie ist keine Bewerbung möglich. Im vergangenen Jahr konnte sich die nordrhein-westfälische Gemeinde Selm in dieser Kategorie durchsetzen: Von 27.054 Einwohner haben insgesamt 2.681 vorgelesen. Das entspricht einer Quote von nahezu 10%.

Ziele des Bundesweiten Vorlesetags

Genau wie alle Städte und Gemeinden in Deutschland dazu aufgerufen sind, sich um den Titel „Vorlesestadt 2016“ zu bewerben, ist auch jeder, der am 18. November Lesefreude weitergeben möchte, eingeladen, sich am Bundesweiten Vorlesetag zu beteiligen und so die Begeisterung für das Lesen und Vorlesen bei Kindern und Jugendlichen zu wecken. Im vergangenen Jahr beteiligten sich über 110.000 Vorleserinnen und Vorleser, darunter mehr als 1.000 Politiker und Prominente wie die Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble, Heiko Maas und Andrea Nahles, die Schauspielerinnen Veronica Ferres und Katja Riemann, die Journalistin Anne Will, Dragqueen Olivia Jones, Sängerin Grace Capristo und Musiker Rolf Zuckowski. Vorleserinnen und Vorleser können sich und ihre Vorleseaktion ab sofort unter www.vorlesetag.de anmelden.

Weitere Informationen zum Vorlesestadt-Wettbewerb gibt es unter www.vorlesetag.de/vorlesestadt.


Stiftung Lesen
Stephanie Lange
PR-Managerin
Kommunikation & Public Affairs
Römerwall 40
55131 Mainz
Tel. (06131) 2 88 90-68
stephanie.lange@stiftunglesen.de

DIE ZEIT
Clara Bluhm
Unternehmenskommunikation
und Veranstaltungen
Buceriusstraße, Speersort 1
20095 Hamburg
Tel. (040) 32 80-2176
clara.bluhm@zeit.de

Deutsche Bahn Stiftung
Roman Rühle
Sprecher
Deutsche Bahn Stiftung gGmbH
Bellevuestraße 3
10785 Berlin
Tel. (030) 297 56107
roman.ruehle@deutschebahnstiftung.de








Montag, 29. August 2016

Börsenverein des Deutschen Buchhandels, PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen fordern von Bundesregierung und EU-Kommission kompromisslosen Einsatz für Meinungsfreiheit in der Türkei



Petition: Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey
Bundesregierung und EU-Kommission müssen Meinungsfreiheit in der Türkei einfordern 

Börsenverein des Deutschen Buchhandels, PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen fordern von Bundesregierung und EU-Kommission kompromisslosen Einsatz für Meinungsfreiheit in der Türkei / Petition unter www.freewordsturkey.de/petition / Bundeskanzleramt mit Aktionsbotschaft angestrahlt

Frankfurt am Main / Berlin / Darmstadt, 29.8.2016 – Die türkische Regierung geht derzeit vehement gegen die Freiheit des Wortes vor. Seit dem Putschversuch vor sechs Wochen werden regierungskritische Autoren, Journalisten, Verleger und andere Medien- und Kulturschaffende massiv drangsaliert und verfolgt. Mindestens 60 Journalisten und Autoren wurden verhaftet, mehr als 130 Medienhäuser wurden geschlossen, darunter 45 Zeitungen, 29 Buchverlage und 15 Magazine. Damit spitzt sich die bereits angespannte Situation für Journalisten, Autoren und Verlage in der Türkei weiter zu.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels startet deshalb gemeinsam mit dem PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen die Kampagne „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“. Gemeinsam rufen sie dazu auf, eine Online-Petition an die Bundesregierung und die EU-Kommission zu unterzeichnen. Darin appellieren sie an Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit in ihren Entscheidungen, Handlungen und Äußerungen kompromisslos und aktiv einzufordern und sie nicht zum Verhandlungsgegenstand zu machen. Die drei Organisationen fordern die Verantwortlichen dazu auf, ihre Politik gegenüber der Türkei und anderen Ländern, in denen die Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt wird, zu überprüfen. Außerdem fordern sie schnelle Hilfe für verfolgte Journalisten und Autoren, zum Beispiel durch die unbürokratische Ausstellung von Nothilfe-Visa.

„Die türkische Regierung greift die Meinungsfreiheit massiv an. Die Bundesregierung und die EU-Kommission dürfen dazu nicht länger schweigen. Die Freiheit des Wortes ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar. Die Politik muss dieses Recht kompromisslos vertreten, sie darf es nicht aufgrund von Nützlichkeitserwägungen auf Spiel setzen. Lassen Sie uns gemeinsam das Schweigen brechen und ein Zeichen für die Meinungsfreiheit setzen“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

„Die Verhaftungen, Einschüchterungen und Behinderungen von Autoren in der Türkei müssen umgehend aufhören. Wir haben das Recht und die Pflicht, für die Kollegen zu kämpfen, weil mit den gezielten Maßnahmen gegen die Presse- und Meinungsfreiheit nicht nur die türkische Demokratie massiv gefährdet wird, sondern durch die Tatenlosigkeit der europäischen Politik gegenüber diesen Vorgängen auch unsere Werte massiv beschädigt werden. Das dürfen wir nicht hinnehmen“, sagt Sascha Feuchert, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des PEN-Zentrums Deutschlands.

„Schweigen ist angesichts der Situation in der Türkei keine Option. Gegen die massenhafte Verfolgung von Journalisten und Autoren gilt es jetzt, klar Stellung zu beziehen. Die verfolgten türkischen Medienschaffenden brauchen unsere Solidarität und unsere praktische Unterstützung“, sagt Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen.

Gemeinsame Bewegung der Buch- und Medienbranche

Verlage, Buchhandlungen und andere Medienunternehmen unterstützen die Kampagne aktiv. Unternehmen schalten ihren Webseiten ein Bild mit der Aktionsbotschaft „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“ vor. Buchhandlungen rufen ihre Kundinnen und Kunden in den kommenden Tagen mit Plakaten in ihren Läden zur Teilnahme an der Petition auf. Die drei Organisationen fordern Partnerorganisationen im In- und Ausland dazu auf, sich der Kampagne anzuschließen und die Petition zu verbreiten.


Kanzleramt mit Aktionsbotschaft angestrahlt

Die Kampagne wird begleitet von mehreren öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Zum Auftakt wurde am Samstagabend das Bundeskanzleramt in Berlin mit der Aktionsbotschaft „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“ angestrahlt. Die Initiatoren planen in den nächsten Tagen weitere Aktionen.

Über den Börsenverein des Deutschen Buchhandels:
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Interessenvertretung der deutschen Buchbranche gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Er wurde 1825 gegründet und vertritt die Interessen von rund 5. 000 Buchhandlungen, Verlagen, Zwischenbuchhändlern und anderen Medienunternehmen. Der Kultur- und Wirtschaftsverband veranstaltet die Frankfurter Buchmesse, vergibt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie den Deutschen Buchpreis. Zudem setzt er sich für die Meinungs- und Publikationsfreiheit ein und engagiert sich in der Leseförderung. www.boersenverein.de

Über das PEN-Zentrum Deutschland:
Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller und Schriftstellerinnen. www.pen-deutschland.de

Über Reporter ohne Grenzen:
Reporter ohne Grenzen (ROG) dokumentiert Verstöße gegen die Presse- und Informationsfreiheit weltweit und alarmiert die Öffentlichkeit, wenn Journalisten und deren Mitarbeiter in Gefahr sind. Die Organisation setzt sich für mehr Sicherheit und besseren Schutz von Journalisten ein. Sie kämpft online wie offline gegen Zensur, gegen den Einsatz sowie den Export von Zensur-Software und gegen restriktive Mediengesetze. Das ROG- Nothilfereferat unterstützt verfolgte Journalisten und ihre Familien – zum Beispiel, indem es zerstörte oder beschlagnahmte Ausrüstung ersetzt, Anwalts- oder Arztkosten übernimmt. Bei Lebensgefahr im Heimatland hilft ROG bei der Suche nach einem sicheren Aufnahmeland. Der deutsche Verein Reporter ohne Grenzen e.V. besteht seit 1994 und ist Teil der 1985 gegründeten internationalen Organisation Reporters sans frontières mit Hauptsitz in Paris und einem weltweiten Korrespondentennetz. www.reporter-ohne-grenzen.de

Kontakt für die Medien:

Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
Thomas Koch, Presse-Referent, Tel.: +49 (0) 69 1306-292, t.koch@boev.de
Alexander Vieß, Redakteur Web & Social Media, Tel.: +49 (0) 69 1306-296, viess@boev.de

PEN-Zentrum Deutschland
Sascha Feuchert, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter, Tel. +49 (0) 641 9929093, Sascha.Feuchert@germanistik.uni-giessen.de


Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska/Christoph Dreyer, Pressereferenten, Tel. +49 (0)30 60 98 95 33-55, presse@reporter-ohne-grenzen.de



Freitag, 26. August 2016

Jahresproduktion von Gallium und Germanium könnte viel höher sein.Bernd Rendel-Preis für Geowissenschaften 2016 der DFG geht an Max Frenzel vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie des HZDR


Geowissenschaftler Max Frenzel ist einer von zwei Preisträgern des diesjährigen Bernd Rendel-Preises für Geowissenschaften 2016 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Foto: HZDR.
  
Die weltweit nutzbare Menge an Gallium und Germanium liegt deutlich über der derzeitigen Jahresproduktion dieser für die Industrie wichtigen Hightech-Metalle. Zu diesem Ergebnis kommt Max Frenzel, Doktorand am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF), das eng mit der TU Bergakademie Freiberg kooperiert. Frenzel ist einer von zwei Preisträgern des Bernd Rendel-Preises für Geowissenschaften 2016. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verleiht den Preis am 28. September im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung in Innsbruck.


Der Nachwuchsforscher Max Frenzel (27), geboren in Löbau/ Sachsen, beeindruckte die DFG-Jury sowohl mit seiner vielseitigen wissenschaftlichen Arbeit als auch seiner internationalen Erfahrung. Vor seiner Tätigkeit am Freiberger Helmholtz-Institut, das zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) gehört, studierte er von 2008 bis 2012 Mineralogie und Geologie an der britischen University of Cambridge. Beide Fächer schloss er bestmöglich ab („First Class Honours“). „In Freiberg gibt es ein breites Know-how in der Rohstoff-Wirtschaft und zu Fragen der Entstehung von Lagerstätten, deshalb kam ich 2012 hierher“, sagt Frenzel. Er beschäftigt sich seither mit der globalen Verfügbarkeit strategischer Metalle und deren wirtschaftlicher Nutzung.

Genaue Verfügbarkeit von Hightech-Metallen nicht erforscht
Gallium ist unentbehrlich für Hochleistungschips in Smartphones und Tablets, Germanium wird beispielsweise für Glasfaserkabel gebraucht. Nach Frenzels Schätzung, die auf aufwendigen Berechnungen beruht, könnte die weltweite Jahresproduktion von Gallium und Germanium mindestens 7-mal höher sein: „Für Gallium könnte sie wenigstens 2.900 Tonnen betragen, gegenwärtig werden 440 Tonnen (2014) des Metalls produziert. Bei Germanium, dessen Produktion bei 165 Tonnen (2014) liegt, sind mindestens 1.200 Tonnen denkbar.“

„Es war bislang nicht bekannt, welche Mengen an Hightech-Metallen genau für die Wirtschaft verfügbar sind“, erklärt Frenzel den Antrieb für seine Forschung. Rohstoffe wie Gallium und Germanium werden aufgrund ihrer geringen Konzentrationen in Erzen nur als sogenannte Beiprodukte beim Abbau von mengenmäßig bedeutsameren Hauptprodukten gewonnen. Während Gallium in Aluminium- und Zinkerzen enthalten ist, ist Germanium an den Abbau von Zink und Kohle gebunden. Die Verfügbarkeit beider Elemente ist also hauptsächlich durch geologische, aber auch durch technologische und marktwirtschaftliche Faktoren begrenzt.

Unbekannte Versorgungsrisiken bei strategischen Metallen?
Gegenwärtig gehen die Geowissenschaftler davon aus, dass die Hightech-Metalle in der Erde ausreichen, um unseren Bedarf zu decken. „Keines ist im geologischen Sinne kritisch“, sagt der Experte für Lagerstättenlehre an der TU Bergakademie Freiberg und Direktor am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie, Professor Jens Gutzmer. Er betreut Max Frenzel, der die neue Rohstoff-Schätzmethode im Rahmen seiner Dissertation entwickelt hat.

Gallium und Germanium sind die ersten Hightech-Metalle, deren Verfügbarkeit Frenzel mit seiner Methode untersucht hat. Auch in Zukunft lässt sich der Bedarf an diesen beiden Metallen also wahrscheinlich gut decken. „Die neue Schätzmethode könnte aber bei anderen Metallen noch unbekannte Versorgungsrisiken aufdecken“, so Professor Gutzmer.

Neuartige Schätzmethode für Beiprodukte
Um die globale Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe genauer vorhersagen zu können, ermittelt Max Frenzel konkret die statistische Spannbreite der möglichen Jahresproduktion eines bestimmten Beiprodukts. Frenzel bezieht dafür den Einfluss technischer Verarbeitungsprozesse der Metalle und anderer Faktoren mit ein. Er schätzt, dass das Produktionspotenzial für Gallium mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent zwischen 2.900 und 10.400 Tonnen pro Jahr liegt. Für Germanium ergeben sich Werte zwischen 1.200 und 4.300 Tonnen jährlich. In beiden Fällen reicht die Spanne also von der 7- bis zur 25-fachen Menge der derzeitigen Jahresproduktion. Die Prognosen sind abhängig von der weiteren Gewinnung der Hauptprodukte, die Gallium (aus Aluminium- und Zinkerzen) und Germanium (aus Zinkerzen und Kohle) als Beiprodukte enthalten.

Bernd Rendel-Preis 2016
Die DFG vergibt den Preis seit 2002 jährlich an Nachwuchs-Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit Hochschulabschluss, die noch nicht promoviert sind. Das Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro soll für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt werden. „Ich werde es wahrscheinlich für die Teilnahme an der Geochemie-Konferenz „Goldschmidt 2017“ in Paris verwenden, um dort meine Ergebnisse zu präsentieren“, sagt Max Frenzel. Der Nachwuchswissenschaftler ist Erstautor von sieben Artikeln in internationalen Peer-Review-Journalen; zwei weitere Beiträge befinden sich im Begutachtungsprozess. Dazu kommen elf Tagungsbeiträge. Im kommenden Jahr setzt Frenzel seine Forschung an der University of Adelaide, Australien, fort. Dafür erhält er ein anderthalbjähriges Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.

_Weitere Informationen:
Prof. Jens Gutzmer | Direktor am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie des HZDR
Tel.: +49 351 260–4400| E-Mail: j.gutzmer@hzdr.de

Max Frenzel
Tel.: +49 351 260–4407 | E-Mail: m.frenzel@hzdr.de

_Medienkontakt:
Anja Weigl | Pressereferentin
Tel.: +49 351 260–4427| E-Mail: a.weigl@hzdr.de
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie am HZDR
Chemnitzer Straße 40 | 09599 Freiberg | www.hzdr.de/hif

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) forscht auf den Gebieten Energie, Gesundheit und Materie. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Das HZDR hat vier Standorte (Dresden, Leipzig, Freiberg, Grenoble) und beschäftigt rund 1.100 Mitarbeiter – davon etwa 500 Wissenschaftler inklusive 150 Doktoranden.


Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) hat das Ziel, innovative Technologien für die Wirtschaft zu entwickeln, um mineralische und metallhaltige Rohstoffe effizienter bereitzustellen und zu nutzen sowie umweltfreundlich zu recyceln. Es wurde 2011 gegründet, gehört zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und kooperiert eng mit der TU Bergakademie Freiberg.




Dienstag, 23. August 2016

Robert Klement: Halbmond über Rakka


Was bewegt einen jungen Österreicher dazu, in den Dschihad ziehen zu wollen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich Robert Klement in seinem neuen Jugendbuch.
Der Autor hat während seiner Arbeit an Halbmond über Rakka mehrere Prozesse gegen terrorverdächtige Jugendliche beobachtet, einen Heimkehrer aus dem Dschihad getroffen und im türkisch-syrischen Grenzgebiet recherchiert. Entstanden ist ein Buch, das ein brandaktuelles Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet anstatt schwarz-weiß zu malen und das für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen spannend und informativ ist.



Inhalt:
Nicos frühere Freundin, Leila, ist von zu Hause abgehauen und in den Dschihad nach Syrien gezogen. Wie konnte das geschehen, ohne dass jemandem in der Klasse irgendetwas Außergewöhnliches an ihr aufgefallen war? Als Nico Nachforschungen anstellt, trifft er in einer Moschee Ahmed, einen Jugendlichen, mit dem er früher Fußball gespielt hat. Ahmed und seine Freunde sind ihm sympathisch und er verbringt gerne Zeit in ihrer Gesellschaft. Nico gerät immer tiefer in das Netz der radikalen Islamisten und gleichzeitig ins Visier des Staatsschutzes. Ahmed und er beschließen, ebenfalls nach Syrien zu reisen, aber Nicos Mutter verhindert das, indem sie seinen Pass versteckt. Also reist Ahmed allein. Er bleibt mit Nico in Kontakt und schickt begeisterte E-Mails aus Rakka. Aber die Lage ändert sich und bald ist Ahmed nicht mehr klar, ob der Feind von außen kommt oder innerhalb des IS ist.

2006 veröffentlichte Robert Klement bei Jungbrunnen 70 Meilen zum Paradies: Dieser Roman über das Schicksal afrikanischer Bootsflüchtlinge wurde u.a. ausgezeichnet  mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis und erscheint derzeit in der 6. Auflage.

Robert Klement:
Halbmond über Rakka
144 Seiten, ab 13 Jahren
ISBN 978-3-7026-5907-3

Verlag Jungbrunnen 2016





Dienstag, 16. August 2016

Die Schokoladenseite des Managements ist weiblich




Jeder wünscht sich, dass das eigene Leben gelingt. Wie dies in Zeiten von Hochleistungsstress, Digitalisierung und immer schnelleren Veränderungen zu schaffen ist, wissen wir allerdings kaum. Wir haben mehr Möglichkeiten, aber weniger Zeit dafür. Maximierungsansprüche setzen uns unter Dauerdruck. Wir fürchten, etwas zu verpassen, nicht gut genug dazustehen oder die falsche Wahl zu treffen. Von allen Seiten werden wir beraten, wie wir die vielen Rollen unseres Lebens nicht nur erfüllen, sondern übererfüllen können. Das ist durchaus lustvoll, doch im Privat- und Berufsleben steigt mit der Chance auf Selbstbestimmung das Erfordernis der besseren Selbstfürsorge und Selbsterkenntnis.

Wohl fühlt sich, wer sich entscheiden kann, und zwar auf der Grundlage dessen, was für einen selbst gut ist. Das heißt zuallererst, sich selbst wichtiger zu nehmen. Und zwar bevor uns Krisen oder Krankheiten dazu zwingen. Diese kleine Bestandsaufnahme gilt ganz besonders für Führungsfrauen.  

Warum Führungsfrauen in Gefahr sind

Die Klischees stimmen, sagt eine Studie des Marktforschungsinstitutes Europressedienst Bonn.

Führungsarbeit kostet Gesundheit

Für Führungsfrauen ist es in Deutschland nach wie vor schwerer Karriere zu machen. Dabei leisten sie oft mehr als Männer und werden dafür schlechter bezahlt. Hilfe durch direkte Vorgesetzte begegnet nur knapp 30 Prozent der Frauen. Das ist Stress pur und Stress macht krank. Jede zweite Managerin hatte Verspannungen, Kopfschmerzen, Migräne, Schlafstörungen, Nervosität oder Magen-Darm-Probleme. Am meisten die angestellten Frauen. Selbständige können mit Druck gelassener umgehen. Für sie ist er eher eine Herausforderung.

Nur 40 Prozent der Frauen sind in der Lage, am Wochenende den Beruf loszulassen. Inzwischen fehlt es auch den Frauen an Zeit für Erholung und Selbstfürsorge. Mit Medikamenten verhindern Frauen auszufallen. Frauen begegnet bei Erkrankung nicht nur die Verständnislosigkeit der Kollegen, sondern auch der Familien.

Die „SHAPE-Studie“ befasst sich mit einer wissenschaftlichen Überprüfung des Themas Managerkrankheit. Die männlichen Manager haben tendenziell weniger körperliche Beschwerden als der Durchschnittsmann. Weibliche Führungskräfte klagen jedoch signifikant häufiger über körperlichen Beschwerden im Verhältnis zum Durchschnitt. Sowohl weibliche als auch männliche Führungskräfte erleben im Verhältnis zum Durchschnitt signifikant häufiger Erschöpfung. Es wird daraus geschlussfolgert, dass Führungsarbeit verstärkt zu Mattigkeit, Schlafdefizit, erhöhtem Schwächegefühl und Erschöpfbarkeit zu führen scheint.

Im Bereich chronischer Stress leiden männliche und weibliche Führungskräfte im Vergleich zum deutschen Durchschnitt signifikant häufiger an Arbeitsüberlastung, sozialer Überlastung und Erfolgsdruck.

Managerinnen berichten über signifikant mehr Arbeitsunzufriedenheit, mehr Überforderung bei der Arbeit, mehr Mangel an Anerkennung und mehr soziale Spannungen. Der Mangel an Wertschätzung, Achtung oder Lob für die erbrachten Arbeitsleistungen führt zu einer Verschlechterung der körperlichen Gesundheit.

Überforderung ist schick

Wir leben in einer Gesellschaft der Maximierung, des Perfektionismus, der Selbstausbeutung. Wann ist denn gut jemals gut genug? Wann können wir noch zufrieden sein? Unerreichbare Maßstäbe sind Normalität geworden und wir machen alle mit. Die Tatsache, dass Frauen im Beruf mehr Leistung erbringen, hat auch etwas mit ihren Ansprüchen an sich selbst zu tun.   

Negatives ist ansteckend

Negative Gefühle wie Erschöpfung oder Zynismus werden zwischen Paaren und in Teams weitergegeben. Je mehr wir über Stress und Probleme hören und lesen, umso mehr nehmen wir sie wahr. Die Fähigkeit von Frauen, sich gut in andere einfühlen zu können, fällt ihnen hier auf die Füße. 

Vergleiche sind Glücksräuber


Denn wir vergleichen nicht ermutigend, sondern verletzend, schauen nicht zur Seite, sondern orientieren uns nach oben. Der Vergleich mit gesellschaftlich vermittelten Idealen ist besonders teuflisch, weil sie uns von früh bis spät begegnen und wir dadurch glauben, sie seien das einzig Richtige.

Über die Autorin:
Dr. Ilona Bürgel ist Diplom-Psychologin und Expertin für den Wirtschaftsfaktor Wohlbefinden. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, aufzuzeigen, wie der Spagat zwischen Lust auf Leistung und Erhalt der eigenen Ressourcen in der Welt von heute gelingen kann. Nach 15 Jahren in Führungspositionen der freien Wirtschaft ist sie heute erfolgreiche Speakerin, Beraterin, Autorin und Kolumnistin. Sie wurde vom Ministerium für Wirtschaft und Energie als Vorbildunternehmerin ausgezeichnet. Soeben erschien ihr Buch „Psychische Ressourcen im Job“. Dr. Ilona Bürgel lebt und arbeitet in Dresden und Aarhus DK.


Dr. Ilona Bürgel
Dipl. Psychologin






Sonntag, 14. August 2016

Frauen in Europa



Mit einem Beitrag von Heli Ihlefeld, heute Autorin und Coach in Berlin sowie auf Naxos, startet die neue Seite FRAUEN IN EUROPA.

Heli Ihlefeld gehörte zum Kreis der politischen Journalist/innen in den Gründerjahren der Bundesrepublik Deutschland. In Interviews sprach sie mit führenden Bonner Politikern dieser Zeiten wie Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Carlo Schmid, Gustav Heinemann, Walter Scheel, Willy Brandt und Helmut Schmidt. 

Ihlefeld war Pressesprecherin der Bundestagspräsidentin Annemarie Renger, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Bundespost und Gleichstellungsbeauftragte für den Konzern Deutsche Telekom. Für ihre Arbeiten erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.


Heli Ihlefeld (links) im Gespräch
mit Walter Scheel, Bundespräsident (rechts)


Auf der Seite FRAUEN IN EUROPA stellt Ihlefeld ihre Gedichte vor, die einen besonderen Zauber ausstrahlen.



by Lilli Cremer-Altgeld



Samstag, 13. August 2016

Globale Überschneidung begrenzt Genregulation

Überschneidungen in der Genregulation © IST Austria, 2016

WissenschaftlerInnen an Schnittstelle von Biophysik, Evolutionsbiologie und Systembiologie entwickeln neues Modell zur Analyse der Auswirkungen der globalen Überschneidung auf Genregulation | interdisziplinäre Zusammenarbeit dreier Forschungsgruppen am IST Austria führt zu Veröffentlichung in Nature Communications

 Die Molekülerkennung ist grundlegend für die Transkriptionsregulierung, den wichtigsten Mechanismus zur Steuerung der Genexpression. Die Besonderheit dieser Regulation entsteht aus den Überschneidungen zwischen speziellen Steuerproteinen, den so genannten Transkriptionsfaktoren (TFs), und kurzen Steuersequenzen auf der DNS, den so genannten Bindungsstellen. Obwohl sich jede TF-Art vorzugsweise an gewisse Steuersequenzen bindet, gibt es Hinweise darauf, dass die Besonderheit der Bindung begrenzt ist und dass sich TF auch an andere nicht-verwandte Zielen binden. Wenn diese Bindungsstellen zufällig Steuerelemente anderes Gene sind, so verringert die nicht-verwandte Bindung nicht nur die TF-Moleküle, sondern kann auch die Genregulation beeinträchtigen. Daher liegt es nahe, dass die Überschneidungen ein globales Problem sind.
In ihrer am 4. August in Nature Communications veröffentlichten Studie „Intrinsic limits to gene regulation by global crosstalk” entwickeln ISTFellow Tamar Friedlander, der PhD-Studierende Roshan Prizak und die Professoren Calin Guet, Nick Barton und Gasper Tkacik ein biophysikalisches Modell für die Transkriptionsregulation, das alle Überschneidungen zwischen Regulatoren und ihren Bindungsstellen berücksichtigt. Sie ermitteln die Parameter, die einen entscheidenden Einfluss auf die Intensität der Überschneidungen haben, und zeigen, dass den Überschneidungen ein unterer Grenzwert gesetzt ist, wie wohl einige dieser Parameter schwer abzuschätzen sind. Daraus kann ein „Deckel der Überschneidungen“ abgeleitet werden, der nicht überstiegen werden kann, auch wenn die TF-Konzentrationen in der Zelle optimal angepasst und für Bindungen an nicht-verwandten Stellen ausgeglichen wurden.
Obgleich die meisten biophysikalischen Beschränkungen auf der Ebene der einzelnen genetischen Steuerelemente heute gut verstanden sind, entdecken die ForscherInnen eine Besonderheit der Überschneidungen: diese entstehen lokal auf Grund der biophysikalischen Grenzwerte für die Molekülerkennung, ihre kumulativen Auswirkungen treten hingegen nur global auf. Auf der Ebene eines einzelnen genetischen Steuerelements können die Überschneidungen durch die erhöhte Konzentration verwandter TFs oder die Einführung von Mehrfachbindungsstellen im Katalysator vermieden werden. Die Beschränkungen der Überschneidungen werden nur klar, wenn dieselben verwandten TFs als nicht-wandte TFs für andere Gene dienen oder neue Bindungsstellen im Katalysator die Zahl der nicht-verwandten Bindungsarten erhöhen.
Stefan Bernhardt
Head of Communications & Events, Media Relations

Institute of Science and Technology Austria
Am Campus 1
A-3400 Klosterneuburg

E-Mail: stefan.bernhardt@ist.ac.at | Tel: +43/(0)2243/9000-1092 | Mobil: +43/(0)664/886 87 700



Psoriasis-Medikament bremst Wachstum und Metastasierung von Krebszellen


Immunfluoreszenzfärbung eines kutanes T-Zelllymphoms nach DMF-Behandlung: Bösartige Zellen sind rot, sterbende Zellen grün gefärbt. Stirbt eine Tumorzelle, überlagern sich die Farben und es kommt zu einer gelben Färbung. Die vielen gelben Zellen zeigen, dass das Medikament DMF die Lymphomzellen wirksam bekämpft. (Es handelt sich um Lymphomzellen des Menschen, die auf Mäuse übertragen wurden.)  „Quelle: Anne Schröder/Karin Müller-Decker, DKFZ“. 
Eine Weitergabe des Bildmaterials an Dritte ist nur nach vorheriger Rücksprache mit der DKFZ-Pressestelle (Tel. 06221 42 2854, E-Mail: presse@dkfz.de) gestattet. Eine Nutzung zu kommerziellen Zwecken ist untersagt.

Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum prüfen einen vielversprechenden Wirkstoff gegen Tumoren des Immunsystems. Bei dieser Erkrankung haben die Krebszellen „verlernt“ auf Signale zu reagieren, die den programmierten Zelltod Apoptose einleiten. Die neue Substanz stellt diese Fähigkeit wieder her und bremst so das Wachstum und vor allem die Metastasierung der Tumoren.

Kutane T-Zell-Lymphome treten in der Haut auf. Sie bilden sich aus entarteten T-Zellen des Immunsystems. Eine besondere Form dieses Tumors ist das Sézary Syndrom, für das es bisher keine Heilungsmöglichkeiten gibt. Bei dieser Erkrankung werden die entarteten Zellen nicht nur in der Haut, sondern auch im Blut gefunden. Von dort aus können sie dann auch andere Organe befallen.

Krebsforscher wissen, dass die Bösartigkeit des Sézary Syndroms in erster Linie darauf beruht, dass die Krebszellen nicht mehr auf Signale reagieren, die den programmierten Zelltod, die Apoptose, auslösen. Das macht die Behandlung der Tumoren besonders schwierig, denn die Wirkung der meisten Krebsmedikamente beruht gerade darauf, Apoptose auszulösen.

Karsten Gülow und seinem Team im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist es nun gelungen, in den Tumorzellen einen bestimmten Überlebensfaktor auszuschalten und die Krebszellen dadurch in die Apoptose zu treiben. Die DKFZ-Forscher arbeiteten bei diesem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt mit Jan Nicolay von der Hautklinik der Universität Mannheim zusammen.

„In den Lymphomzellen ist ein wichtiger „Überlebensfaktor“ der Zelle, NFkappaB, dauerhaft aktiviert, das macht sie resistent gegen Apoptose“ sagt Karsten Gülow. „Leider waren aber alle bislang erprobten Hemmstoffe dieses Faktors zu giftig, um sie als Medikamente einzusetzen“.

Gülow, Nicolay und Kollegen erprobten nun beim kutanen T-Zell-Lymphom erstmals den Wirkstoff Dimethylfumarat (DMF), der ebenfalls gegen NFkappaB wirkt. Ein großer Vorteil dieser Substanz ist, dass sie bereits bei Multipler Sklerose und bei Psoriasis als Medikament zugelassen ist.

Die Forscher untersuchten die DMF-Wirkung an T-Zellen, die sie aus dem Blut von Patienten mit Sézary-Syndrom isoliert hatten. Sie transplantierten die Tumorzellen unter die Haut von Mäusen, wo sie zu Tumoren heranwuchsen. Anschließend behandelten sie die Tiere mit DMF. Nach Abschluss der Therapie wuchsen die Tumoren langsamer und die Wissenschaftler konnten zeigen, dass DMF selektiv die Tumorzellen abtötet, gesunde T-Zellen blieben dagegen verschont. Noch bemerkenswerter war, dass die DMF-Behandlung bei den transplantierten Tumoren die Metastasierung, also einen Befall anderer Organe, nahezu komplett unterbinden konnte.

„Unsere Ergebnisse sind vielversprechend“, sagt Peter Krammer vom DKFZ. „DMF scheint mindestens vergleichbar wirksam und dabei besser verträglich zu sein als die meisten anderen Wirkstoffe, die gegen kutane Lymphome eingesetzt werden. Deshalb haben wir sofort begonnen, das Potenzial des Medikaments zu prüfen.“ Mittlerweile haben die Forscher diese klinische Studie bereits in Zusammenarbeit mit der der Arbeitsgruppe von Anne Kuhn vom DKFZ und Sergij Gördt von der Hautklinik der Universität Mannheim initiiert; sie wird von der Helmholtz Alliance for Immunotherapy gefördert.

Jan P. Nicolay, Karin Müller-Decker, Anne Schroeder, Markus Brechmann, Markus Möbs, Cyrill Géraud, Chalid Assaf, Sergij Goerdt, Peter H. Krammer, Karsten Gülow: Dimethyl fumarate restores apoptosis sensitivity and inhibits tumor growth and metastasis in CTCL by targeting NFκB.
Blood 2016, DOI: 10.1182/blood-2016-01-694117

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Ansprechpartner für die Presse:

Dr. Stefanie Seltmann
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Mittwoch, 10. August 2016

Neuer Algorithmus optimiert Stabilität von planaren Draht-Objekten | Erstmalige mathematische Formulierung von IST Austria Informatik Professor Bernd Bickel löst bekanntes Problem in der technischen Modellierung


Algorithmus korrigiert Verbindungspunkte von Objekten aus Drahtbiegemaschine für optimierte Stabilität | Anpassungen von Design und Struktur berechnet | Einsatzbereich im Rapid Prototyping möglich

Bei der jährlichen Top-Konferenz der „Special Interest Group for Computer Graphics” (SIGGRAPH) der „Association for Computing Machinery” (ACM) in Anaheim, USA, präsentierten IST Austria Professor Bernd Bickel und seine Forschungsgruppe einen Algorithmus, der eine Verbesserung der technischen Modellierung von planaren, ineinandergreifenden Drahtstrukturen erlaubt.  Nach dem ersten Schritt des Designs einer ansprechenden Struktur, wie z.B. eines Autos oder einer Ente, werden die Konturen des Objekts mit Hilfe des neuen Algorithmus überarbeitet. Auf diese Weise werden notwendige Anpassungen der Struktur und Verbindungspunkte berechnet, die eine optimale Stabilität der Objekte aus der Drahtbiegemaschine garantieren. Die 2D Strukturen werden anschließend ohne Verwendung von Konnektoren oder Lötstellen zu einem 3D Objekt zusammengesetzt.

„Wir konnten eine mathematische Formulierung für ein spannendes Problem finden und in einem weiteren Schritt dadurch auch lösen. Die Software kann in Zukunft für Designer oder Ingenieure interessant sein“, sagt Bernd Bickel bezüglich des kürzlich entwickelten Algorithmus. Die Software ermöglicht sowohl Anwendungen in der Kunst, als auch in der Herstellung von Prototypen. Die Drahtfiguren stellen durch kurze Produktionszeit und geringen Materialaufwand bei gleichzeitig linearer Skalierbarkeit der physikalischen Objektgröße eine extrem schnelle und effiziente Alternative für die Herstellung von sog. „Low-Fidelity Rapid Prototypen“ dar. Die Software erlaubt die Überprüfung auf Funktion und Stabilität, sodass nur mehr ein optimales Objekt anstatt vieler Testversionen hergestellt werden muss.

Bernd Bickel kam 2015 als Assistant Professor ans IST Austria. Davor schloss er 2006 sein Masterstudium der Informatik an der ETH Zürich ab. Sein PhD Studium absoliverte er bei der Forschungsgruppe von Markus Gross, Professor für Informatik an der ETH Zürich und  Direktor des Disney Research Forschungsinstitutes in Zürich. Von 2010 bis 2012 war Bickel Gastprofessor an der TU Berlin und danach bei Disney Research in Zürich als Forscher und Gruppenleiter tätig, wo er Fragestellungen zu Simulation, Design und Herstellung von Materialien und Objekten untersuchte. 2015 erhielt er den Microsoft Visual Computing Award. Der Fokus seiner Forschung richtet sich auf Computergrafik und der Überschneidung mit Animation, Biomechanik, Materialwissenschaft und digitale Fabrikation. Der Computerwissenschaftler Bernd Bickel interessiert sich für Computergrafik und ihre Überschneidungen mit Animation, Biomechanik, Materialwissenschaft und digitaler Fabrikation. Sein zentrales Ziel ist es, die Grenzen der effizienten Erstellung, Simulation und Reproduktion digitaler Inhalte mit moderner 3D-Drucktechnik auszuloten. Gemeinsam mit anderen Professoren des IST Austria startete er die „Visual Computing @ IST Austria” Plattform, um den starken Fokus im Forschungsbereich des „Visual Computing” am IST Austria und den unterschiedlichen Fragestellungen der verwandten Fachbereiche sichtbar zu machen. Die Plattform dient als zentrale Quelle, um die Entwicklungen am Institut in diesem Bereich nachzuverfolgen und bietet einfachen Zugang zu neuesten Publikationen, Beschreibungen aktueller Projekte sowie Videos. Bei Interesse kann diese Seite besucht werden: visualcomputing.ist.ac.at

Referenz: Computational Design of Stable Planar-Rod Structures, Miguel, Lepoutre, Bickel. ACM Transactions on Graphics 35(4) (SIGGRAPH 2016)

Stefan Bernhardt
Head of Communications & Events, Media Relations

Institute of Science and Technology Austria
Am Campus 1
A-3400 Klosterneuburg


E-Mail: stefan.bernhardt@ist.ac.at | Tel: +43/(0)2243/9000-1092 | Mobil: +43/(0)664/886 87 700



„Nachhaltigkeit bewegt uns“ – Internationales Treffen zwischen brasilianischen und deutschen Jugendlichen



Im Schatten des Corcovado, am Rande des weltweit größten innerstädtischen Naturreservats, dem Parque da Tijuca, trafen sich am Montag über 100 brasilianische und deutsche Jugendliche auf dem Gelände der Deutschen Schule in Rio de Janeiro. Die Begegnung zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) mit brasilianischen Jugendlichen von Partnerorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit stand unter dem Motto „Olympiastadt der Zukunft“. Das Jugendlager wird unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) von der Deutschen Sportjugend (dsj) und der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) organisiert. 50 Nachwuchssportler/-innen aus 30 Sportarten und 14 Bundesländern verbringen während der Olympischen Spiele zwei Wochen in Rio de Janeiro. Das Deutsche Olympische Jugendlager wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans).

Ohne auf eine gemeinsame Sprache zurückgreifen zu können, gestalteten die Jugendlichen in Arbeitsgruppen zu energieeffizientem Wohnen, Tropenwald, Urban Gardening und „Sport für Entwicklung“ ein plastisches Modell ihrer nachhaltigen Zukunftsstadt. Inspiriert von Erfahrungen aus Deutschland und Rio de Janeiro entstanden aus Recyclingmaterial solarbetriebene Seilbahnen, hydraulische Transportmittel, Energie generierende Laufbahnen und inklusive Sportplätze. Besonders wichtig war es den Jugendlichen, dass ihre Bauten die vorhandene Natur nicht beeinträchtigen, sondern diese zum Beispiel durch integrierte Parkanlagen, Wasserreservoirs und Dachgärten sogar erweitern. Gemäß dem Motto „Olympiastadt“ wurden alle Lebensbereiche abgebildet mit einem besonderen Fokus auf Sportanlagen und Konzepte für eine langfristige Nutzung dieser entwickelt. Dabei wurde deutlich, dass Nachhaltigkeit in Brasilien und Deutschland ähnliche Herausforderungen mit sich bringt – und eine große Rolle in der Debatte rund um Sportgroßveranstaltungen spielt.
Besondere Begegnungen bot auch das „Sport für Entwicklung“-Training mit Rollstuhl-Basketball, Blindenfußball und Ultimate Frisbee. Hier erlebten die Jugendlichen, wie Sport gegenseitigen Respekt, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit fördert. Zusätzlich zu den sportlichen Aktivitäten wurde das Potenzial von Sport zur Erreichung von Entwicklungszielen auch in der Arbeitsgruppe „Sport für Entwicklung“ diskutiert und mit der 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung verknüpft. Auf und neben dem Platz wurde deutlich: „Man muss nicht die gleiche Sprache sprechen, um Freundschaften zu schließen“.


Der Thementag zeigte, dass Nachhaltigkeit nicht nur die internationale politische Debatte prägt. In Zeiten schwindender Ressourcen, globaler Erwärmung und starkem Bevölkerungswachstum machen sich auch junge Menschen Gedanken um die Zukunft unseres Planeten.

Die Veranstaltung reiht sich in das gemeinsame Programm der Kooperation zwischen BMZ und DOSB während der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ein. Sportgroßveranstaltungen bringen unterschiedlichste Organisationen aus Sport, Politik und Zivilgesellschaft zusammen und schaffen Raum für Begegnung und Diskussion. Benny Folkmann, dsj-Vorstandsmitglied und Leiter des Deutschen Olympischen Jugendlagers sagte: “Es ist großartig zu sehen, wie engagiert und ohne jegliche Berührungsängste die brasilianischen und deutschen Jugendlichen gemeinsam Themen wie „Nachhaltigkeit“ oder „Teilhabe und Vielfalt“ bearbeiten. Der Sport ist hier das ideale Instrument, Barrieren zu überwinden und zum interkulturellen Lernen beizutragen.”

Deutsche Sportjugend
im Deutschen Olympischen Sportbund e.V. (DOSB)
Otto-Fleck-Schneise 12
60528 Frankfurt am Main







Dienstag, 2. August 2016

Plastikpiraten erforschen Flüsse und Küsten



Bundesweite Citizen-Science-Aktion für Jugendliche/ Das Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane stellt Materialien kostenfrei zur Verfügung

Berlin, 02.08.2016. Um die Belastung deutscher Küsten und Flüsse durch Kunststoffe und Plastikmüll zu erforschen, schickt das Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren auf wissenschaftliche Expedition. Die Belastung von Fließgewässern durch Plastikmüll ist weitgehend unerforscht. Erkenntnisse darüber sind auch wichtig, um die Meere und Ozeane besser vor der Belastung mit Plastikmüll zu schützen. Bei der Citizen-Science-Aktion werden die Jugendlichen zwischen dem 16. September und dem 18. November 2016 deutschlandweit relevante Forschungsdaten erheben, die in Zusammenarbeit mit der Kieler Forschungswerkstatt ausgewertet werden. Die „Plastikpiraten" leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Forschung, ihr Einsatz wird neben Wissenszuwachs auch mit attraktiven Preisen belohnt.

Aufgerufen zu der Aktion sind Schulklassen und Jugendgruppen. Ab sofort können Lehrerinnen und Lehrer oder Leiterinnen und Leiter von Jugendgruppen oder Vereinen das kostenlose Lern- und Arbeitsmaterial sowie Aktionshefte bestellen. Auf der Website www.wissenschaftsjahr.de/jugendaktion finden sich alle Informationen zur Teilnahme, zum unterrichtsbegleitenden Material und zum wissenschaftlichen Hintergrund. Die Materialien wurden mit wissenschaftlicher und pädagogischer Expertise im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung konzipiert. Sie eignen sich für jede Schulform und für alle Arten der außerschulischen Bildungsarbeit.
Bei der Aktion werden die „Plastikpiraten" die Anzahl und Art der Kunststoffabfälle in oder an ihrem Flussufer oder Küstenabschnitt ermitteln. Mit den gewonnenen Daten arbeitet anschließend die Kieler Forschungswerkstatt weiter. Dort wird zum Beispiel festgestellt, welche Flussabschnitte besonders stark verschmutzt sind und wie sich die Belastung von der Quelle bis zur Mündung eines Flusses entwickelt.

Bis zu 12,7 Millionen Tonnen Kunststoff landen jährlich im Meer, manche Schätzungen gehen von mehr als dem Doppelten aus. Mit Folgen nicht nur für die Umwelt: Strände werden vermüllt, der Plastikmüll wird von Fischen und Seevögeln verschluckt und zahlreiche Tiere verheddern sich darin und verenden. Die Kunststoffe zersetzen sich im Laufe von Jahrhunderten in sogenanntes Mikroplastik und gelangen damit noch einfacher in marine Nahrungsketten. Mikroplastik ist auch Bestandteil vieler Kosmetik-Produkte. Die Auswirkungen von Mikroplastikpartikeln auf die Ökologie im Meer sind noch weitgehend unbekannt, ebenso die möglichen gesundheitlichen Risiken für den Menschen.
„Plastikpiraten – Das Meer beginnt hier!" ermöglicht als Citizen-Science-Projekt wissenschaftlich Interessierten, sich direkt in den Forschungsprozess einzubringen. Die Ergebnisse werden zur Erforschung über die Verbreitung von Makro- und Mikroplastik in und an deutschen Flüssen beitragen. Dies ist auch ein Baustein dafür, die Zusammenhänge zwischen Plastikbelastung von Fließgewässern und den Meeren und Ozeanen besser zu verstehen und dieser entgegen wirken zu können.


Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.


Pressekontakt
Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane

Hans-Georg Moek | Christine Rutke
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Montag, 1. August 2016

Kinderflüchtlinge in Italien werden von Schleppern ausgebeutet und zu Prostitution sowie Drogenhandel gezwungen

Berlin, 29.Juli 2016. In Italien werden Kinderflüchtlinge zu Prostitution und Drogenhandel gezwungen, das geht aus einem aktuellen Bericht von Save the Children hervor, der auf Erlebnisberichten von Betroffenen beruht. Die steigende Anzahl der Kinderflüchtlinge verschärft das Problem und erhöht die Gefährdung für die Mädchen und Jungen massiv. 

Mehr als 10.500 unbegleitete Kinderflüchtlinge sind bereits 2016 in Italien angekommen. Das sind mehr als doppelt so viele im Vergleich zum Vorjahr. Im aktuellen Report von Save the Children werden die brutalen Methoden der Schlepper beleuchtet, die besonders Mädchen und junge Frauen zur Prostitution und Kinder zu schädlicher Arbeit zwingen, um ihre Schulden oft bis zu 50.000 € für die Flucht abzuarbeiten.   
Save the Children deckt auf, dass besonders Mädchen aus Nigeria oder Rumänien – gerade einmal 13 Jahre alt – durch falsche Versprechungen nach Italien gelockt werden, um als Babysitter, Kellnerin oder Friseurin zu arbeiten. Die Schlepper bedienen dabei mitunter sich der Hilfe von Lehrern oder anderen Vertrauenspersonen. Die Mädchen und jungen Frauen werden dann zu Prostitution gezwungen und werden Opfer von körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt. 
Viele der Mädchen werden zudem bereits auf ihrer Flucht nach Europa Opfer sexueller Gewalt. Täter sind meist die Menschenschlepper. Manche der Mädchen werden schwanger – und sind in der Folge entweder gezwungen abzutreiben, oder werden früher oder später mit ihren Babys erpresst. Die Menschenhändler bedrohen die Babys oder sogar Familienmitglieder in den Herkunftsländern der Mädchen, um diese gefügig zu machen.
„Es ist erschütternd, was diesen Kindern widerfährt. Auf der Suche nach Sicherheit haben sich diese Mädchen und Jungen auf den Weg nach Europa gemacht. Statt Hoffnung haben sie unvorstellbares Leid erfahren. Kein Kind darf Opfer von Sklaverei und Gewalt werden. Die italienische Regierung hat schon Maßnahmen zum Schutz dieser Kinder verabschiedet. Jetzt muss der Kampf gegen diese kriminellen Organisationen europaweit erfolgen“, betont Claudia Kepp, Sprecherin von Save the Children. 
Außerdem werden viele Jungen zu Kinderarbeit und kriminellen Geschäften wie Drogenhandel und Diebstahl genötigt. In Rom müssen unbegleitete Kinderflüchtlinge aus Ägypten jeden Tag zwölf Stunden Autos waschen – für 2 € pro Stunde. In Turin arbeiten viele Kinderflüchtlinge auf dem Bau oder in Restaurants, meistens mehr als zehn Stunden täglich. Viele der betroffenen Flüchtlingsjungen berichten, dass ihre Arbeitgeber sie misshandeln – zum Teil auch sexuell.
Zusatzinformationen:
·         Zwischen Januar und Juni 2016 sind nach Angaben der italienischen Regierung 70.222 Menschen auf der Flucht in Italien angekommen. 11.608 davon waren Kinder, 10.524 von ihnen kamen allein.

·         Save the Children arbeitet seit 2008 mit Kinderflüchtlingen in Italien. Unsere Teams sind unter anderem bei jeder Bootsankunft in den süditalienischen Häfen präsent, um die besonders verletzlichen Kinder (z.B. solche, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind) zu identifizieren und zu betreuen. In Rom, Mailand und Turin betreiben wir Tages- und Nachtzentren für Flüchtlinge, wo diese Schutz sowie medizinische, psychosoziale und rechtliche Betreuung erhalten. Wir betreiben außerdem ein mehrsprachiges Nottelefon.


Kontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Claudia Kepp
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 – 280                      

@stc_de       






Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001