Geowissenschaftler Max Frenzel ist einer von zwei
Preisträgern des diesjährigen Bernd Rendel-Preises für Geowissenschaften 2016
der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Foto: HZDR.
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Die
weltweit nutzbare Menge an Gallium und Germanium liegt deutlich über der
derzeitigen Jahresproduktion dieser für die Industrie wichtigen
Hightech-Metalle. Zu diesem Ergebnis kommt Max Frenzel, Doktorand am
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF), das eng mit der TU
Bergakademie Freiberg kooperiert. Frenzel ist einer von zwei Preisträgern des
Bernd Rendel-Preises für Geowissenschaften 2016. Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) verleiht den Preis am 28. September im Rahmen der
Jahrestagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung
in Innsbruck.
Der
Nachwuchsforscher Max Frenzel (27), geboren in Löbau/ Sachsen, beeindruckte die
DFG-Jury sowohl mit seiner vielseitigen wissenschaftlichen Arbeit als auch
seiner internationalen Erfahrung. Vor seiner Tätigkeit am Freiberger
Helmholtz-Institut, das zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) gehört,
studierte er von 2008 bis 2012 Mineralogie und Geologie an der britischen
University of Cambridge. Beide Fächer schloss er bestmöglich ab („First Class
Honours“). „In Freiberg gibt es ein breites Know-how in der Rohstoff-Wirtschaft
und zu Fragen der Entstehung von Lagerstätten, deshalb kam ich 2012 hierher“,
sagt Frenzel. Er beschäftigt sich seither mit der globalen Verfügbarkeit
strategischer Metalle und deren wirtschaftlicher Nutzung.
Genaue
Verfügbarkeit von Hightech-Metallen nicht erforscht
Gallium
ist unentbehrlich für Hochleistungschips in Smartphones und Tablets, Germanium
wird beispielsweise für Glasfaserkabel gebraucht. Nach Frenzels Schätzung, die
auf aufwendigen Berechnungen beruht, könnte die weltweite Jahresproduktion von
Gallium und Germanium mindestens 7-mal höher sein: „Für Gallium könnte sie
wenigstens 2.900 Tonnen betragen, gegenwärtig werden 440 Tonnen (2014) des
Metalls produziert. Bei Germanium, dessen Produktion bei 165 Tonnen (2014)
liegt, sind mindestens 1.200 Tonnen denkbar.“
„Es
war bislang nicht bekannt, welche Mengen an Hightech-Metallen genau für die
Wirtschaft verfügbar sind“, erklärt Frenzel den Antrieb für seine Forschung.
Rohstoffe wie Gallium und Germanium werden aufgrund ihrer geringen
Konzentrationen in Erzen nur als sogenannte Beiprodukte beim Abbau von
mengenmäßig bedeutsameren Hauptprodukten gewonnen. Während Gallium in Aluminium-
und Zinkerzen enthalten ist, ist Germanium an den Abbau von Zink und Kohle
gebunden. Die Verfügbarkeit beider Elemente ist also hauptsächlich durch
geologische, aber auch durch technologische und marktwirtschaftliche Faktoren
begrenzt.
Unbekannte
Versorgungsrisiken bei strategischen Metallen?
Gegenwärtig
gehen die Geowissenschaftler davon aus, dass die Hightech-Metalle in der Erde
ausreichen, um unseren Bedarf zu decken. „Keines ist im geologischen Sinne
kritisch“, sagt der Experte für Lagerstättenlehre an der TU Bergakademie
Freiberg und Direktor am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie,
Professor Jens Gutzmer. Er betreut Max Frenzel, der die neue
Rohstoff-Schätzmethode im Rahmen seiner Dissertation entwickelt hat.
Gallium
und Germanium sind die ersten Hightech-Metalle, deren Verfügbarkeit Frenzel mit
seiner Methode untersucht hat. Auch in Zukunft lässt sich der Bedarf an diesen
beiden Metallen also wahrscheinlich gut decken. „Die neue Schätzmethode könnte
aber bei anderen Metallen noch unbekannte Versorgungsrisiken aufdecken“, so
Professor Gutzmer.
Neuartige
Schätzmethode für Beiprodukte
Um
die globale Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe genauer vorhersagen zu
können, ermittelt Max Frenzel konkret die statistische Spannbreite der möglichen
Jahresproduktion eines bestimmten Beiprodukts. Frenzel bezieht dafür den
Einfluss technischer Verarbeitungsprozesse der Metalle und anderer Faktoren mit
ein. Er schätzt, dass das Produktionspotenzial für Gallium mit einer
Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent zwischen 2.900 und 10.400 Tonnen pro Jahr
liegt. Für Germanium ergeben sich Werte zwischen 1.200 und 4.300 Tonnen
jährlich. In beiden Fällen reicht die Spanne also von der 7- bis zur 25-fachen
Menge der derzeitigen Jahresproduktion. Die Prognosen sind abhängig von der
weiteren Gewinnung der Hauptprodukte, die Gallium (aus Aluminium- und
Zinkerzen) und Germanium (aus Zinkerzen und Kohle) als Beiprodukte enthalten.
Bernd
Rendel-Preis 2016
Die
DFG vergibt den Preis seit 2002 jährlich an Nachwuchs-Geowissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler mit Hochschulabschluss, die noch nicht promoviert sind.
Das Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro soll für wissenschaftliche Zwecke
eingesetzt werden. „Ich werde es wahrscheinlich für die Teilnahme an der
Geochemie-Konferenz „Goldschmidt 2017“ in Paris verwenden, um dort meine
Ergebnisse zu präsentieren“, sagt Max Frenzel. Der Nachwuchswissenschaftler ist
Erstautor von sieben Artikeln in internationalen Peer-Review-Journalen; zwei
weitere Beiträge befinden sich im Begutachtungsprozess. Dazu kommen elf
Tagungsbeiträge. Im kommenden Jahr setzt Frenzel seine Forschung an der
University of Adelaide, Australien, fort. Dafür erhält er ein
anderthalbjähriges Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
_Weitere Informationen:
Prof. Jens Gutzmer | Direktor am Helmholtz-Institut Freiberg
für Ressourcentechnologie des HZDR
Tel.: +49 351 260–4400| E-Mail: j.gutzmer@hzdr.de
Max Frenzel
Tel.: +49 351 260–4407 | E-Mail: m.frenzel@hzdr.de
_Medienkontakt:
Anja Weigl | Pressereferentin
Tel.: +49 351 260–4427| E-Mail: a.weigl@hzdr.de
Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie am
HZDR
Chemnitzer Straße 40 | 09599 Freiberg | www.hzdr.de/hif
Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) forscht auf
den Gebieten Energie, Gesundheit und Materie. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft,
der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Das HZDR hat vier Standorte
(Dresden, Leipzig, Freiberg, Grenoble) und beschäftigt rund 1.100 Mitarbeiter –
davon etwa 500 Wissenschaftler inklusive 150 Doktoranden.
Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie
(HIF) hat das Ziel, innovative Technologien für die Wirtschaft zu entwickeln,
um mineralische und metallhaltige Rohstoffe effizienter bereitzustellen und zu
nutzen sowie umweltfreundlich zu recyceln. Es wurde 2011 gegründet, gehört zum
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und kooperiert eng mit der TU Bergakademie
Freiberg.