Berlin, 29.Juli 2016.
In
Italien werden Kinderflüchtlinge zu Prostitution und Drogenhandel gezwungen,
das geht aus einem aktuellen Bericht von Save the Children hervor, der auf Erlebnisberichten von Betroffenen beruht. Die
steigende Anzahl der Kinderflüchtlinge verschärft das Problem und erhöht die
Gefährdung für die Mädchen und Jungen massiv.
Mehr als 10.500 unbegleitete
Kinderflüchtlinge sind bereits 2016 in Italien angekommen. Das sind mehr als
doppelt so viele im Vergleich zum Vorjahr. Im aktuellen Report von Save the
Children werden die brutalen Methoden der Schlepper beleuchtet, die besonders
Mädchen und junge Frauen zur Prostitution und Kinder zu schädlicher Arbeit
zwingen, um ihre Schulden oft bis zu 50.000 € für die Flucht
abzuarbeiten.
Save the Children deckt auf, dass besonders Mädchen
aus Nigeria oder Rumänien – gerade einmal 13 Jahre alt – durch falsche
Versprechungen nach Italien gelockt werden, um als Babysitter, Kellnerin oder
Friseurin zu arbeiten. Die Schlepper bedienen dabei mitunter sich der Hilfe von
Lehrern oder anderen Vertrauenspersonen. Die Mädchen und jungen Frauen werden
dann zu Prostitution gezwungen und werden Opfer von körperlicher, sexueller und
emotionaler Gewalt.
Viele der Mädchen werden zudem bereits auf ihrer
Flucht nach Europa Opfer sexueller Gewalt. Täter sind meist die
Menschenschlepper. Manche der Mädchen werden schwanger – und sind in der Folge
entweder gezwungen abzutreiben, oder werden früher oder später mit ihren Babys
erpresst. Die Menschenhändler bedrohen die Babys oder sogar Familienmitglieder
in den Herkunftsländern der Mädchen, um diese gefügig zu machen.
„Es ist erschütternd, was diesen Kindern
widerfährt. Auf der Suche nach Sicherheit haben sich diese Mädchen und Jungen
auf den Weg nach Europa gemacht. Statt Hoffnung haben sie unvorstellbares Leid
erfahren. Kein Kind darf Opfer von Sklaverei und Gewalt werden. Die
italienische Regierung hat schon Maßnahmen zum Schutz dieser Kinder
verabschiedet. Jetzt muss der Kampf gegen diese kriminellen Organisationen
europaweit erfolgen“, betont Claudia Kepp, Sprecherin von Save the
Children.
Außerdem werden viele Jungen zu
Kinderarbeit und kriminellen Geschäften wie Drogenhandel und Diebstahl
genötigt. In Rom müssen unbegleitete Kinderflüchtlinge aus Ägypten jeden
Tag zwölf Stunden Autos waschen – für 2 € pro Stunde. In Turin arbeiten
viele Kinderflüchtlinge auf dem Bau oder in Restaurants, meistens mehr als zehn
Stunden täglich. Viele der betroffenen Flüchtlingsjungen berichten, dass ihre
Arbeitgeber sie misshandeln – zum Teil auch sexuell.
Zusatzinformationen:
Link
zum Report (Italienisch): http://www.savethechildren.it/informati/pubblicazioni
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Zwischen Januar und Juni 2016 sind nach
Angaben der italienischen Regierung 70.222 Menschen auf der Flucht in Italien
angekommen. 11.608 davon waren Kinder, 10.524 von ihnen kamen allein.
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Save the Children arbeitet seit 2008 mit
Kinderflüchtlingen in Italien. Unsere Teams sind unter anderem bei jeder
Bootsankunft in den süditalienischen Häfen präsent, um die besonders
verletzlichen Kinder (z.B. solche, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind) zu
identifizieren und zu betreuen. In Rom, Mailand und Turin betreiben wir Tages-
und Nachtzentren für Flüchtlinge, wo diese Schutz sowie medizinische,
psychosoziale und rechtliche Betreuung erhalten. Wir betreiben außerdem ein
mehrsprachiges Nottelefon.
Kontakt:
Save the Children
Deutschland e.V.
Pressestelle – Claudia Kepp
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 –
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