Immunfluoreszenzfärbung eines kutanes T-Zelllymphoms nach DMF-Behandlung: Bösartige Zellen sind rot, sterbende Zellen grün gefärbt. Stirbt eine Tumorzelle, überlagern sich die Farben und es kommt zu einer gelben Färbung. Die vielen gelben Zellen zeigen, dass das Medikament DMF die Lymphomzellen wirksam bekämpft. (Es handelt sich um Lymphomzellen des Menschen, die auf Mäuse übertragen wurden.) „Quelle: Anne Schröder/Karin Müller-Decker, DKFZ“. Eine Weitergabe des Bildmaterials an Dritte ist nur nach vorheriger Rücksprache mit der DKFZ-Pressestelle (Tel. 06221 42 2854, E-Mail: presse@dkfz.de) gestattet. Eine Nutzung zu kommerziellen Zwecken ist untersagt. |
Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum
prüfen einen vielversprechenden Wirkstoff gegen Tumoren des Immunsystems. Bei
dieser Erkrankung haben die Krebszellen „verlernt“ auf Signale zu reagieren,
die den programmierten Zelltod Apoptose einleiten. Die neue Substanz stellt
diese Fähigkeit wieder her und bremst so das Wachstum und vor allem die
Metastasierung der Tumoren.
Kutane T-Zell-Lymphome treten in der Haut auf. Sie bilden
sich aus entarteten T-Zellen des Immunsystems. Eine besondere Form dieses
Tumors ist das Sézary Syndrom, für das es bisher keine Heilungsmöglichkeiten
gibt. Bei dieser Erkrankung werden die entarteten Zellen nicht nur in der Haut,
sondern auch im Blut gefunden. Von dort aus können sie dann auch andere Organe
befallen.
Krebsforscher wissen, dass die Bösartigkeit des Sézary
Syndroms in erster Linie darauf beruht, dass die Krebszellen nicht mehr auf
Signale reagieren, die den programmierten Zelltod, die Apoptose, auslösen. Das
macht die Behandlung der Tumoren besonders schwierig, denn die Wirkung der
meisten Krebsmedikamente beruht gerade darauf, Apoptose auszulösen.
Karsten Gülow und seinem Team im Deutschen
Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist es nun gelungen, in den Tumorzellen einen
bestimmten Überlebensfaktor auszuschalten und die Krebszellen dadurch in die
Apoptose zu treiben. Die DKFZ-Forscher arbeiteten bei diesem von der Wilhelm
Sander-Stiftung geförderten Projekt mit Jan Nicolay von der Hautklinik der
Universität Mannheim zusammen.
„In den Lymphomzellen ist ein wichtiger
„Überlebensfaktor“ der Zelle, NFkappaB, dauerhaft aktiviert, das macht sie
resistent gegen Apoptose“ sagt Karsten Gülow. „Leider waren aber alle bislang
erprobten Hemmstoffe dieses Faktors zu giftig, um sie als Medikamente
einzusetzen“.
Gülow, Nicolay und Kollegen erprobten nun beim kutanen
T-Zell-Lymphom erstmals den Wirkstoff Dimethylfumarat (DMF), der ebenfalls
gegen NFkappaB wirkt. Ein großer Vorteil dieser Substanz ist, dass sie bereits
bei Multipler Sklerose und bei Psoriasis als Medikament zugelassen ist.
Die Forscher untersuchten die DMF-Wirkung an T-Zellen,
die sie aus dem Blut von Patienten mit Sézary-Syndrom isoliert hatten. Sie
transplantierten die Tumorzellen unter die Haut von Mäusen, wo sie zu Tumoren
heranwuchsen. Anschließend behandelten sie die Tiere mit DMF. Nach Abschluss
der Therapie wuchsen die Tumoren langsamer und die Wissenschaftler konnten
zeigen, dass DMF selektiv die Tumorzellen abtötet, gesunde T-Zellen blieben
dagegen verschont. Noch bemerkenswerter war, dass die DMF-Behandlung bei den
transplantierten Tumoren die Metastasierung, also einen Befall anderer Organe,
nahezu komplett unterbinden konnte.
„Unsere Ergebnisse sind vielversprechend“, sagt Peter
Krammer vom DKFZ. „DMF scheint mindestens vergleichbar wirksam und dabei besser
verträglich zu sein als die meisten anderen Wirkstoffe, die gegen kutane
Lymphome eingesetzt werden. Deshalb haben wir sofort begonnen, das Potenzial
des Medikaments zu prüfen.“ Mittlerweile haben die Forscher diese klinische
Studie bereits in Zusammenarbeit mit der der Arbeitsgruppe von Anne Kuhn vom
DKFZ und Sergij Gördt von der Hautklinik der Universität Mannheim initiiert;
sie wird von der Helmholtz Alliance for Immunotherapy gefördert.
Jan P. Nicolay, Karin Müller-Decker, Anne Schroeder,
Markus Brechmann, Markus Möbs, Cyrill Géraud, Chalid Assaf, Sergij Goerdt,
Peter H. Krammer, Karsten Gülow: Dimethyl fumarate restores apoptosis
sensitivity and inhibits tumor growth and metastasis in CTCL by targeting NFκB.
Blood 2016, DOI: 10.1182/blood-2016-01-694117
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr
als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen
Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen
an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser
diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären
Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs
auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das
Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem
vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen
werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem
der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ
Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von
exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines
Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten
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