Translate

Mittwoch, 12. Juli 2017

Ausstellung: Köln auf dem Weg zur Kunstmetropole. Zwischen Protest und Progressivität in den 60er und 70er Jahren


Dokumentarische Ausstellung mit Rahmenprogramm in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln / Einladung zur Vernissage am  20. Juli 2017


Die Ausstellung „Köln auf dem Weg zur Kunstmetropole“ in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln zeigt die Entwicklung Kölns zur bedeutenden Kunststadt, ausgehend von den Ereignissen in den 1960er und 70er Jahren. Ausstellungsstücke wie Fotos, Briefe und Zeitungsartikel ermöglichen einen unmittelbaren Zugang zu den Geschehnissen. Mit dem Kunstmarkt 1967 als weltweit erster Messe für moderne Kunst nahm Köln eine Pionierstellung ein, die bis heute die Stadt prägt – lange vor der heute international bekannten Art Cologne.

„Neben der Kunstmesse selbst stehen die durch sie ausgelösten und häufig in Opposition zu ihr stehenden Veranstaltungen und Ereignisse im Fokus.“, sagt Juniorprofessorin Dr. Nadine Oberste-Hetbleck, die das Projekt ins Leben rief. „Zudem untersuchen wir ausgewählte Akteure einer Ende der 1960er Jahre prosperierenden Kölner Kunsthandels- und Galerienszene. 

Galerieneugründungen, -zuzüge sowie kooperative Zusammenschlüsse wie im Galerienhaus in der Lindenstraße trugen zur Dynamik und Sichtbarkeit der Stadt bei. Was geschah in jenen Jahren, die durch Vitalität, Progressivität und Protest geprägt waren, im Prozess der Demokratisierung der Kunst?“

Die Exponate werden ergänzt durch das Video-Textporträt „Helga Müller – ein Fragment“ der Videokünstlerin Sabine Bürger. Die Galeristin, Kunstsammlerin und Witwe des ebenfalls in der Ausstellung behandelten Galeristen Hans-Jürgen Müller gibt im Rahmen mehrerer Interviews persönliche Einblicke unter anderem in die Kölner Kunstszene der frühen 80er Jahre und in ihr Lebensprojekt Mariposa.

Die Ausstellung läuft vom 20. Juli bis 22. Oktober 2017 im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Universitätsstr. 33, 50931 Köln. Der Eintritt ist frei. Veranstalter ist das Kunsthistorische Institut der Universität zu Köln in Kooperation mit dem Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e.V. – Forschungsarchiv an der Universität zu Köln. Die Ausstellung wurde von Studierenden im Rahmen des Hauptseminars Kunststadt Köln erarbeitet.

Vernissage
Am Donnerstag, den 20. Juli 2017 um 18:00 Uhr, laden wir Sie zur Eröffnung mit Umtrunk im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ein.

Grußworte:

- Dr. Hubertus Neuhausen, Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek
- Prof. Dr. Stefan Grohé, Dekan der Philosophischen Fakultät

Einführung:
Dr. Nadine Oberste-Hetbleck, Jun.-Prof. für Kunstgeschichte und Kunstmarkt
Im Anschluss haben Sie die Möglichkeit, mit den beteiligten Studierenden die Exponate zu betrachten und zu diskutieren.

Rahmenprogramm


- 5. Oktober 2017, 18:00 Uhr, Raum 4007: Helga Müller, eine Zeitzeugin. Sabine Bürger und Jun.-Prof. Dr. Nadine Oberste-Hetbleck im Gespräch (ca. 90 min.)
- 11. Oktober 2017, 18:00 Uhr, Foyer: Kurzführung durch die Ausstellung (ca. 30 min.)
- 18. Oktober 2017, 18:00 Uhr, Raum 4007: Sofabild oder Wandaktie? Kunst und Ware in den 1960er Jahren. Vortrag von Prof. Dr. Christian Spies (ca. 90 min.)

Die Universitäts- und Stadtbibliothek unterstützt mit zahlreichen Ausstellungen das kulturelle Leben in Köln. Die Veranstaltungen sind kostenfrei und richten sich sowohl an Universitäts-Zugehörige als auch an interessierte Bürger.

Über die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ist die größte Bibliothek in Nordrhein-Westfalen. Sie ist die zentrale Ausleihbibliothek der Universität zu Köln. Als zentrale wissenschaftliche Serviceeinrichtung stellt sie Literatur, Wissen und Information sowohl für Studierende und Mitarbeiter der Universität als auch für Einwohner der Stadt und der Region bereit. Dabei bietet die USB gleichermaßen ein breites Spektrum aktueller Informationsmedien und eine reichhaltige Sammlung historisch wertvoller Bestände.

Inhaltlicher Kontakt:

Juniorprofessorin Dr. Nadine Oberste-Hetbleck
Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln
+49 221 470-4136
noberste@uni-koeln.de

Prof. Dr. Günter Herzog
Wissenschaftlicher Leiter Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e.V.
+49 221 2019871
info@zadik.info


Presse und Kommunikation:
Melinda Burmeister-Neuls
+49 221 / 470-89955
burmeister@ub.uni-koeln.de


Weitere Informationen:
Veranstaltungen der Universitäts- und Stadtbibliothek:
www.ub.uni-koeln.de/bibliothek/veranstaltung 

Helga Müller – ein Fragment:
http://www.sabine-buerger.de/helga_d.html 


Pressebereich:
www.ub.uni-koeln.de/bibliothek/presse 

www.ub.uni-koeln.de
facebook.com/usbkoeln
twitter.com/unibibkoeln



Verantwortlich: Dr. Patrick Honecker MBA

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001