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Montag, 17. Juli 2017

Wissenschaft zum Anfassen: 360°-Film feiert Premiere in Hamburg


 © HZG/Jan-Rasmus Lippels


Im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane erleben Zuschauerinnen und Zuschauer die aufregende Suche eines Zeppelins nach Meereswirbeln aus der Perspektive eines internationalen Forscherteams im Planetarium

In der Fulldome-Show „Die Wirbeljagd“ begleitet das Publikum Meeresforscherinnen und -forscher bei ihrer aufwändigen Suche nach bislang unbekannten Wirbeln im Ozean. Weltweit erstmalig kam dafür im Juni 2016 ein Zeppelin zum Einsatz. Jetzt ist die einzigartige Expedition „Uhrwerk Ozean“ in einer 30-minütigen 360°-Produktion zu erleben. Gestern feierte der Film im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Planetarium Hamburg Weltpremiere, ab Mitte August läuft er im Programm. Weitere Aufführungen gibt es im Sommerprogramm des Mediendoms Kiel sowie ab Oktober in den Planetarien von Nürnberg, Flensburg und Berlin.

Rudolf Leisen, Leiter des Referats „System Erde“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Projektleiter des Wissenschaftsjahres 2016*17 Meere und Ozeane, ist begeistert: „Die Expedition ‚Uhrwerk Ozean‘ ist ein herausragendes Beispiel, wie man Forschung auf eindrucksvolle und spannende Weise auch für wissenschaftliche Laien kommunizieren kann. Das macht den Film ‚Die Wirbeljagd‘ zu einem Leuchtturmprojekt im aktuellen Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane.“

„Auch wissenschaftlich war die Expedition ‚Uhrwerk Ozean‘ ein voller Erfolg“, erklärt der Expeditionsleiter und Leiter am Institut für Küstenforschung im Helmholtz-Zentrum für Material- und Küstenforschung Geesthacht (HZG), Prof. Dr. Burkard Baschek. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses phantastische Forschungsergebnis nun einem breiten Publikum zugänglich machen können.“

Die Expedition: Rasante Spurensuche unter Zeitdruck
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass nicht nur große Meeresströmungen wie der Golfstrom unser Klima beeinflussen, sondern dass auch unzählige kleine Wasserwirbel dabei eine entscheidende Rolle spielen. Ein internationales Forscherteam unter Leitung des HZG wollte die bisher kaum untersuchten und für das menschliche Auge unsichtbaren Wirbel in einem einzigartigen Projekt in der Ostsee aufspüren. Dirigent der Expedition war ein Forschungszeppelin – eine echte Weltpremiere in der Meeresforschung. Jeder Tag der Expedition war ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Wirbel existieren nur wenige Stunden.

360° Wissenschaft
„Mit dieser 360°-Filmproduktion wollen wir die Bedeutung unserer Forschung für den Bürger aufzeigen und gleichzeitig die faszinierende Wirbeljagd ein Stück erlebbar machen“, sagt der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im HZG und Mit-Initiator des Fulldome-Projekts Dr. Torsten Fischer. „Durch die innovative Aufnahmetechnik nehmen die Zuschauerinnen und Zuschauer für einen Messtag die Perspektiven der Expeditionsteilnehmerinnen und -teilnehmer ein. Das ist in dieser Form einmalig.“
„Für das Planetarium Hamburg war es das erste Mal, dass weit mehr als die Hälfte der filmischen Produktion in Form von 360°-Material erstellt wurde“, sagt Sascha Kriegel, Leiter Content & Technik im Planetarium Hamburg.

Einen ersten Einblick in die „Wirbeljagd“ bietet Ihnen der Trailer zum 360°-Film

Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Meere und Ozeane bedecken zu rund 70 Prozent unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit langem; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 geht es um die Entdeckung der Meere und Ozeane, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit und unterstützen den Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.


Pressekontakt:
Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Christine Rutke
Gustav-Meyer-Allee 25 | Gebäude 13/5 | 13355 Berlin
Tel.: +49 30 308811-70 | Fax: +49 30 818777-125
presse@wissenschaftsjahr.de
www.wissenschaftsjahr.de 



Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung
Dr. Torsten Fischer, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 4152 87 1677
torsten.fischer@hzg.de
www.uhrwerk-ozean.de

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001