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Mittwoch, 26. April 2017

Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften: Hör’ mal, wer da spricht


Einigen Menschen ist es nicht möglich, andere Menschen – selbst enge Familienmitglieder und Freunde –  an ihrer Stimme zu erkennen. Was hinter diesem Phänomen steckt, war bisher kaum bekannt. Wissenschaftlerinnen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig ist es nun gelungen, wesentliche Einblicke in dessen neuronale Mechanismen zu gewinnen. Das könnte nicht nur all denen helfen, die Schwierigkeiten haben, Stimmen zuzuordnen, sondern auch wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie unser Gehirn generell Stimmen verarbeitet.
Die Leipziger Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass die Hauptursache für Phonagnosie ein Fehler in stimmenselektiven Hirnarealen und deren Verbindungen im rechten Temporallappen ist, also in Arealen, die auf die Stimmenidentität spezialisiert sind. © MPI CBSBild vergrößern
Die Leipziger Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass die Hauptursache für Phonagnosie ein Fehler in ... [mehr]






































Zunächst ertönen drei weibliche, dann drei männliche Stimmen. 20 Minuten lang sagen sie kurze Sätze wie „der Bäcker verkauft warme Brötchen“ oder „das Kaninchen hoppelt über die Wiese“. Parallel dazu erscheint in diesem zu jeder Stimme der Name des Sprechers auf dem Bildschirm.
Den meisten Menschen gelingt es innerhalb dieses Onlinetests zur Stimmenerkennung gut, Stimme und Name der Person einander richtig zuzuordnen. Susanne Schmieder* und Franz Richter* jedoch nicht. Sie haben eine angeborene Phonagnosie, das heißt, sie können Menschen nicht anhand ihrer Stimme erkennen. Sie verstehen zwar, was eine andere Person sagt, und können auch anhand ihrer Stimme einschätzen, ob sie gerade wütend, traurig oder fröhlich ist. Sie können ihr jedoch keine Identität zuordnen, wenn sie diese Person nicht gleichzeitig sehen - etwa bei einem Telefongespräch.
Bisher war dieses Phänomen kaum untersucht, die neuronalen Ursachen unbekannt. Wissenschaftlerinnen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig ist es nun gelungen, die Mechanismen im Gehirn von Betroffenen zu identifizieren. „Wir haben herausgefunden, dass die Hauptursache für Phonagnosie ein Fehler in stimmenselektiven Hirnarealen und deren Verbindungen im rechten Temporallappen ist, also in Arealen , die auf die Stimmenidentität spezialisiert sind“, so Claudia Roswandowitz, Erstautorin der zugrundeliegenden Studie, die nun im renommierten Fachmagazin NeuroImage erschienen ist.
Das Interessante dabei: Die Neurowissenschaftlerinnen konnten anhand von Untersuchungen an Hirnfunktionen beweisen, was sie bereits in Verhaltensstudien beobachtet hatten: Es gibt zwei verschiedene Typen der Phonagnosie, die auf verschiedenen neuronalen Fehlfunktionen basieren. Susanne Schmieder* leidet unter Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung von Stimmen. Dadurch kann sie einer Stimme in dem seltenen Fall, in dem sie sie überhaupt erkennt, zwar ein Gesicht, einen Namen oder andere Informationen der Person zuordnen. Sie kann jedoch zwei unbekannte Stimmen nicht voneinander unterscheiden. Bei ihr sind die stimmenselektiven Hirnareale während der Verarbeitung von Stimmen weniger aktiv als bei Menschen ohne diese Schwierigkeiten.
Franz Richter* wiederum kann zwar prinzipiell Stimmen voneinander unterscheiden, also etwa erkennen, dass gerade der Sprecher gewechselt hat. Ihm fällt es jedoch sehr schwer, mit einer Stimme persönliche Informationen zu verknüpfen. Sein Defizit ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Verbindung zwischen den stimmenselektiven Arealen und den Hirnregionen, die die Stimme weiterverarbeiten und ihr etwa einen Namen zuordnen, nicht richtig funktioniert. Die zusätzlichen Informationen können somit nicht mit der Stimme verknüpft werden.
„Diese beiden Unterformen der Phonagnosie belegen, dass  beide Komponenten, sowohl die Wahrnehmung der Stimme als auch  die Assoziation weiterer Informationen zu der Stimme, relevant für die Stimmerkennung sind. Fällt jedoch einer der beiden Komponenten aus, tritt die Phonagnosie auf“, erklärt die Neurowissenschaftlerin.
Diese Erkenntnisse können nun nicht nur helfen, dieses Phänomen besser zu verstehen und darauf aufbauend Therapien zu entwickeln, um Betroffenen zu helfen. Vielmehr geben sie uns auch eine genauere Vorstellung davon, was genau im Gehirn geschieht, während wir Stimmen erkennen. An gesunden Probanden lassen sich solche selektiven Hirnprozesse nur schwer untersuchen, da sich weniger gut voneinander trennen lässt, wo etwa der Inhalt, die Emotion und letztlich die Identität des Gesprochenen verarbeitet wird. Ist jedoch ein abgegrenztes Defizit klar mit einer fehlerhaften Hirnfunktion in Verbindung zu bringen, lässt sich die Stimmenerkennung eindeutiger einem neuronalen Puzzlestück zuordnen.
„Wir gehen davon aus, dass es zwischen zwei und drei Prozent der Bevölkerung schwer fällt,  Personen anhand ihrer Stimme zu identifizieren“. so Studienleiterin Katharina von Kriegstein.  „Von Probanden aus dem Autismus-Spektrum wissen wir zum Beispiel, dass sie zwar Stimmen nicht gut erkennen können, aber auch Probleme damit haben, Gesichter zu identifizieren. Eine ‚pure’ Phonagnosie, bei der die Betroffenen keinerlei andere neurologische Auffälligkeiten zeigen, sei dagegen wahrscheinlich ein selteneres Phänomen. Susanne Schmieder* und Franz Richter* sind in Deutschland bisher die einzigen, weltweit zwei von drei bekannten Fällen. Um sie zu finden, hatten die Leipziger Wissenschaftler ein umfangreiches Testverfahren entwickelt, in dem an erster Stelle der 20-minütige Onlinetest steht. Mit zunehmend feineren Messverfahren konnten sie schließlich aus mehr als tausend Testteilnehmern die beiden Probanden mit ‚purer Phonagnosie‘ herauskristallisieren.

Mittwoch, 19. April 2017

Ein Festtag fürs Lesen: UNESCO-Welttag des Buches und des Urheberrechts am 23. April


Lesungen, Verlagsführungen und Buchverschenk-Aktionen zum Welttag des Buches / Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken und Schulen in ganz Deutschland beteiligen sich

Am 23. April feiern Lesebegeisterte in über 100 Ländern den UNESCO-Welttags des Buches und des Urheberrechts. Deutschlandweit veranstalten Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken und Schulen zahlreiche Aktionen, darunter rund 100 Lesungen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Lesen koordinieren den Welttag in Deutschland. Informationen zu den Aktionen sind auf der Seite www.welttag-des-buches.de abrufbar.
„Bücher sind ein Tor zur Welt. Sie schlagen Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen unterschiedlichen Generationen und Kulturen. Mit dem Lesen oder Hören eines Buches trainieren wir unsere Fähigkeit, andere Menschen über kulturelle und geographische Grenzen hinweg zu verstehen. Diese Fähigkeit ist ein unschätzbares Gut für die persönliche und gesellschaftliche Entwicklung“, sagt Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission.

„Der Welttag des Buches macht seit über zwanzig Jahren auf die Bedeutung von Büchern und des Lesens für unsere Gesellschaft aufmerksam. Dies ist umso wichtiger in einer Zeit, in der das Urheberrecht vom Gesetzgeber immer weiter eingeschränkt werden soll. Damit Qualität und Vielfalt auf dem Buchmarkt erhalten bleiben, müssen Autoren und Verlage für ihre Leistung angemessen entlohnt werden. Nur so können sie Bücher und Ideen zu den Menschen bringen, Debatten anstoßen und zu einer vielfältigen und offenen Gesellschaft beitragen“, sagt Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

„Am Welttag des Buches feiern wir das Lesen und rufen ganz Deutschland dazu auf, Bücher und Geschichten zu verschenken. Machen Sie am 23. April besonders Kindern und Jugendlichen eine Freude. Denn jeder sechste Schüler hat Probleme beim Lesen und Schreiben. Gute Geschichten und gemeinsame Lektüre sind die beste Unterstützung, am Welttag des Buches und an jedem anderen Tag des Jahres“, so Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen.

Über eine Million Kinder bekommen zum Welttag den Abenteuerroman „Das geheimnisvolle Spukhaus“ von Henriette Wich mit Illustrationen von Timo Grubing geschenkt. Im Rahmen der Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ können sich Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 4 und 5 sowie von Integrations-, Förder- und Willkommensklassen ihr persönliches Exemplar gegen Vorlage eines Gutscheins in einer der 3.500 teilnehmenden Buchhandlungen abholen. „Ich schenk dir eine Geschichte“ ist eine gemeinsame Aktion von Stiftung Lesen, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Deutsche Post, cbj Verlag und ZDF und steht unter der Schirmherrschaft der Kultusminister der Länder.

Auch zahlreiche Zusteller der Deutschen Post überreichen Menschen in ganz Deutschland kostenlos Bücher. Mit dem Geschenk erhalten die Empfänger den Aufruf, sich ebenfalls am Welttag des Buches zu beteiligen.
Bundesweit laden rund 100 Verlage zu ihrer Aktion zum Welttag des Buches ein: Unter dem Motto #verlagebesuchen öffnen Verlage ihre Türen und bieten Lesungen, Werkstattgespräche oder Führungen an. Das Programm der Aktion, die von den Landesverbänden des Börsenvereins initiiert wurde, ist abrufbar unter www.verlagebesuchen.de.

In 100 Buchhandlungen lesen Kinder- und Jugendbuchautoren im Rahmen der Aktion „Lese-Reise“. Sie wird bereits zum zehnten Mal von der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. (avj) und dem Sortimenter-Ausschuss im Börsenverein organisiert.

Die UNESCO-Generalkonferenz hat 1995 den 23. April zum „Welttag des Buches und des Urheberrechts“ ausgerufen. Das Datum geht auf eine Tradition in Katalonien zurück: Zum Namenstag des Schutzheiligen St. Georg werden dort Rosen und Bücher verschenkt. Der 23. April ist zugleich der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.

Weitere Informationen sind unter www.welttag-des-buches.de abrufbar.

Kontakt für die Medien:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Thomas Koch
Telefon 069 1306-293
t.koch@boev.de


Stiftung Lesen
PR-Managerin
Franziska Hedrich
Telefon 06131 28890-28
Franziska.Hedrich@stiftunglesen.de



Deutsche UNESCO-Kommission
Pressesprecherin
Katja Römer
Telefon 0228-60497-42
roemer@unesco.de

Hilfe für Geflüchtete: Die Law Clinic Augsburg bei der Kanzlerin



Mit einer Einladung nach Berlin hat Angela Merkel das ehrenamtliche Engagement von Augsburger Studentinnen und Studenten im Law Clinic-Projekt der Juristischen Fakultät gewürdigt

Augsburg/MK/KPP – Einen Brief aus dem Bundeskanzleramt bekommt man nicht alle Tage. Umso größer war vor einigen Wochen die Überraschung und die Freude an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg: Um die Einsatzbereitschaft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu würdigen, lud die Bundeskanzlerin die Law Clinic Augsburg gemeinsam mit rund 140 weiteren Initiativen aus ganz Deutschland ins Bundeskanzleramt ein.

Zu Beginn des Jahres 2015 gestartet, hat die Law Clinic Augsburg inzwischen einen festen Platz unter den zahlreichen ehrenamtlichen Projekten für Geflüchtete in Augsburg: Die ca. 50 in diesem Projekt aktiven Studentinnen und Studenten aus der Juristischen, aber auch aus anderen Fakultäten der Universität Augsburg verfassen juristische Gutachten für die Kooperationspartner; sie erarbeiten Vorträge zu rechtlichen Fragestellungen, die sie vor Geflüchteten, vor deren Helferinnen und Helfern und künftig auch in Schulen halten; sie bereiten die Asylbewerberinnen und -bewerber auf das sog. „big interview“ vor und übernehmen ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete Minderjährige. „Vorher müssen die Studierenden allerdings eine einjährige Ausbildung im Ausländer- und Asylrecht durchlaufen haben, damit die Qualität unserer Arbeit gesichert ist“, betont die Law Clinic-Direktorin Patricia Payome Villoria.

Um die Law Clinic bei ihren Tätigkeiten zu unterstützen, hat die Juristische Fakultät inzwischen auch eine Language Clinic eingerichtet. „Damit überwinden wir zum einen Sprachbarrieren, vor allem aber erhalten die Dolmetscherinnen und Dolmetscher bei der Auseinandersetzung mit der juristischen Fachterminologie Einblick in das Asylrecht“, ergänzt Marie Horstmeier, die die Language Clinic betreut.

„Wenn die Bundeskanzlerin uns jetzt kürzlich nach Berlin eingeladen hat, muss sie von unserer Arbeit wohl sehr beeindruckt sein“, meint Maximilian James. Und seine ebenfalls für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Kollegin Johanna Löffler ergänzt: „Vielleicht ist der Kanzlerin ja auch zu Ohren gekommen, wie hervorragend wir mit unseren Kooperationspartnern vor Ort zusammenarbeiten und dass unsere Arbeit beispielsweise auch vom Verwaltungsgericht Augsburg, von der Augsburger Abteilung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und der Agentur für Arbeit wohlwollend begleitet wird.“

Als Repräsentant der Law Clinic Augsburg ist Dr. Matthias Kober, Projektleiter seitens der Juristischen Fakultät, am 7. April der Einladung der Kanzlerin nach Berlin gefolgt. Im Kanzleramt hatte er Gelegenheit, sich mit den Vertreterinnen und Vertretern der anderen eingeladenen Initiativen auszutauschen und vor allem an einem zweistündigen Gespräch mit der Kanzlerin und Bundesminister Peter Altmaier, dem zentralen Ansprechpartner für die politische Gesamtkoordinierung aller Aspekte der aktuellen Flüchtlingslage teilzunehmen. „Die Kanzlerin hat sich für das Treffen sehr viel Zeit genommen. Die Offenheit, mit der sie um Verständnis für die Entscheidungen der Bundesregierung geworben hat, hat mich ebenso beeindruckt wie die ehrliche Benennung von Fehleinschätzungen und Punkten, an denen es nicht so rund läuft. Man hat zudem sehr deutlich gespürt, dass die Zusage, Hilfsprojekte für Geflüchtete weiter zu unterstützen keine Floskel, sondern tatsächliches Anliegen der Bundesregierung ist.“

Den Dank, mit dem die Kanzlerin ihre Begrüßungsrede beendet hatte, hat Kober inzwischen gerne an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie an die Partner der Law Clinic nach Augsburg übermittelt: „Ich danke Ihnen, die Sie gezeigt haben: Für uns stehen die Werte nicht nur in der Verfassung und auf dem Papier, sondern wir versuchen, sie auch zu leben.“ Diesen Dank der Bundeskanzlerin hat Kober inzwischen gerne an alle Aktiven der Law Clinic Augsburg sowie an deren Partner weitergegeben.


Livestream der Veranstaltung mit der Rede der Kanzlerin



Ansprechpartner:

Dr. Matthias Kober
Prodekan für Zentrale Aufgaben und Akademische Angelegenheiten
Juristische Fakultät der Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 0821/598-4502


Die Law Clinic Augsburg

Die Law Clinic Augsburg ist ein Projekt der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Sie geht zurück auf eine Initiative der Studierenden. Die Rechtsanwaltskammer für den OLG Bezirk München, die Stadt Augsburg und das netzwerk4A unterstützen das Projekt als Kooperationspartner. Auf der Grundlage und im Rahmen des Rechtsberatungsgesetzes bietet die Law Clinic Augsburg studentische Rechtsberatung durch engagierte Studierende - zunächst vor allem im Bereich des Flüchtlingsrechts und den damit zusammenhängenden Rechtsgebieten. Durch die Law Clinic Augsburg erweitert die Juristische Fakultät der Universität Augsburg ihr Angebot mit einem extracurricularen Lehrprogramm. Der verpflichtende Besuch dieses Lehrprogramms sichert, neben einer Vielzahl weiterer Maßnahmen, die hohe Qualität des studentischen Arbeitens. Mehr unter http://www.lawclinic-augsburg.de und http://www.netzwerk4a.de

Entwicklungsexperten fordern: Keine Studiengebühren für Studierende aus Entwicklungsländern


Über 50 namhafte Experten aus Wissenschaft und Entwicklungspolitik unterschreiben Erklärung gegen Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer

Nachhaltige Entwicklung fördern, Armut lindern, Fluchtursachen bekämpfen: Das alles kann ein Studium in Deutschland Studierenden aus Entwicklungsländern ermöglichen. Doch für viele von ihnen könnten die von der Landesregierung geplanten Studiengebühren über 1500 Euro pro Semester für Nicht-EU-Ausländer ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Bei einer Landespressekonferenz am heutigen Mittwoch sprachen sich Fachleute für Entwicklungszusammenarbeit daher in einer gemeinsamen Erklärung gegen die geplanten Studiengebühren aus.

Die mehr als 50 Unterstützer der Erklärung fordern, auf die geplante Einführung von Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer in Baden-Württemberg zu verzichten oder zumindest die Studierenden aus Entwicklungsländern auszunehmen.

„Die bislang vorgesehenen Ausnahmeregelungen gehen leider nicht weit genug, da sie nur einen sehr geringen Anteil der betroffenen Studierenden erfassen“, erklärt Initiatorin Claudia Duppel, Geschäftsführerin des Dachverbandes Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. Die Möglichkeit zu einem hochwertigen und dennoch bezahlbaren Studium in Deutschland sieht sie als wichtigen Teil der Entwicklungszusammenarbeit.

„Mit der Ausbildung von Studierenden aus Entwicklungsländern leisten die Universitäten und Hochschulen in Baden-Württemberg einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Armut und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung – damit tragen sie auch zur Bekämpfung von Fluchtursachen bei“, bestätigt Co-Initiatorin Prof. Dr. Regina Birner, Leiterin des Lehrstuhls für Sozialen und institutionellen Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung und stellvertretende Geschäftsführende Direktorin am Institut für Tropische Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim.


Bildung als schützenswertes Entwicklungsziel

Studierende aus Entwicklungsländern tragen nach Abschluss ihres Studiums als Fach- und Führungskräfte in ihren Heimatländern maßgeblich zur Lösung von Entwicklungsproblemen bei, da sie oft Schlüsselpositionen in der öffentlichen Verwaltung, in Universitäten und in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit oder im Privatsektor einnehmen, erklärt Prof. Dr. Birner. Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören daher auch die Leiter umweltorientierter Studiengänge in Baden-Württemberg, die Studierenden aus Entwicklungsländern Ausbildungsmöglichkeiten bieten, zum Beispiel in den Bereichen erneuerbare Energien, nachhaltige Stadtentwicklung und ökologischer Landbau.

„Diese Expertise ist für Studierende aus Entwicklungsländern besonders relevant, da Umweltprobleme eine große Herausforderung für nachhaltige Entwicklung darstellen“, führt Prof. Dr. Birner aus. „Die geplanten Studiengebühren erschweren jedoch vielen Menschen aus Entwicklungsländern den Zugang zu einem solchen entwicklungsrelevanten Studium.“

Nicht zuletzt stünden die geplanten Studiengebühren im Widerspruch zu den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung, zu denen auch der Zugang zu hochwertiger Bildung zählt. „Zu dieser entwicklungspolitischen Verantwortung hat sich auch die Landesregierung Baden-Württembergs bekannt“, mahnt die Wissenschaftlerin.

Zudem sei die Investition in ausländische Studierende keine Einbahnstraße: Nach dem Ende ihres Studiums in Deutschland unterstützten die Studierenden später in ihren Heimatländern die wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Kooperation mit Deutschland.


Studiengebühren behindern die Entwicklungszusammenarbeit

Auch über die Universitäten hinaus entfalte die geplante Einführung von Studiengebühren Wirkung, betont die zweite Expertin hinter der Erklärung Claudia Duppel, die Geschäftsführerin des Dachverbandes Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V.: „Studiengebühren für ausländische Studierende sind ein besonders problematisches Signal in einer Zeit, in der immer mehr Staaten eine nach innen gekehrte und auf Ausgrenzung zielende Politik betreiben.“

Auch in sozialer Hinsicht seien die Studiengebühren nicht vertretbar, zumal nur 20 Prozent der Einnahmen aus Studiengebühren an die Hochschulen fließen würden, während 80 Prozent dem allgemeinen Landeshaushalt zu Gute kämen. „Warum in einem der wohlhabendsten Industrieländer gerade Studierende aus Entwicklungsländern zur Finanzierung allgemeiner Haushaltsaufgaben herangezogen werden sollen, ist schwer nachvollziehbar“, so die Expertin für Entwicklungspolitik.


Fachleute und Institutionen unterstützen die Forderung


Über 50 Unterstützerinnen und Unterstützer haben die Erklärung bislang unterschrieben. Sie sind landes- und bundesweit aktiv in den Bereichen Entwicklungsforschung, Entwicklungszusammenarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Dazu zählen die Leiterinnen und Leiter führender Institute der Entwicklungsforschung in Deutschland wie zum Beispiel Prof. Dr. Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn, Prof. Dr. Andreas Mehler, Direktor des Arnold-Bergstraesser-Instituts (ABI) in Freiburg und Dr. Imme Scholz, stellv. Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn. Zu den Unterzeichnern zählen ebenso Vertreterinnen und Vertreter namhafter zivilgesellschaftlicher Organisationen, die sich in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren, darunter Dr. Till Wahnbaeck, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe und Dr. habil. Klaus Seitz, Abteilungsleiter Politik bei Brot für die Welt.


Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Regina Birner, Universität Hohenheim, Leiterin des Lehrstuhls für Sozialen und institutionellen Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung
T 0711 459 23517, E Regina.Birner@uni-hohenheim.de

Claudia Duppel, Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB), Geschäftsführerin
T 0711 66487360, E claudia.duppel@deab.de

Text: Barsch / Klebs

Universität Hohenheim
Pressestelle
70593 Stuttgart
Tel.: 0711 459-22003
Fax: 0711 459-23289

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Freitag, 14. April 2017

Frauencoaching: Aus dem Entlein wurde ein Schwan!



Foto: Saskia-Marjanna Schulz

Wir trafen uns alle mit dem Ziel: Unser Leben spannender, attraktiver und freudvoller zu machen. Dabei auch liebevoller und friedlicher. Wir, das waren Frauen aus Deutschland. Zwischen 25 und 70 Jahren, aus sehr unterschiedlichen Berufen, mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und sehr unterschiedlichem Aussehen. Ich war die Alleinunterhalterin, offiziell „die Seminarleiterin“, – jedenfalls in den ersten 10 Minuten – dann gab es ein buntes Treiben als hätten die Frauen sich schon immer gekannt und nur darauf gewartet, sich wieder einmal zu treffen. Das war ein Glück. Und so haben gerade diese Frauen auch besonders kühne Ideen im Herzen gehabt und nur darauf gewartet, diese Wünsche in die  Wirklichkeit zu bringen.

Eine von ihnen wollte mich alleine sprechen und vertraute mir an, dass ihr Mann sich gerade in eine andere Frau verliebt hat – und sie nun ihre Seele trösten wolle. Aber auch Anregungen brauchte, wie sie für andere wieder attraktiv sein konnte. Wir wollen sie Alice nennen.

Wir begannen damit, dass Alice lernen wollte, wie sie für sich selbst attraktiv sein konnte. Wir wussten beide: Das war keine leichte Aufgabe. Äusserlich war sie eher der Typ „mit mir kann man Pferde stehlen – und nehmt das bitte auch wörtlich“. Wenn ich eine Nachtwanderung durch die Alpen planen würde, hätte ich sie gerne an meiner Seite. Oder auch bei einem Ausflug durch den Dschungel im Amazonas oder wenn ich auf einer einsamen Insel gestrandet wäre. Sie war eine Überlebenskünstlerin oder sah zumindest so aus.

Aber nicht nur das – sie strahlte auch Zuverlässigkeit aus, Genauigkeit und Outdoor-Charme.  Auch so etwas wie Pünktlichkeit, Ordnung und Sicherheit am Taschenrechner. Sie war eine dieser ungemein sympathischen Beamtinnen. Das Problem: Sie wollte ihr Image wandeln und gerne als die neue Marilyn Monroe gesehen werden.

Wir haben einige Gespräche unter vier Augen geführt. Wir haben uns an unsere Kreativität erinnert, an unseren Willen und unsere Zuversicht. Neben dem Seminar wollte Alice noch ein weiteres Arbeitsprogramm für sich und ihren ganz persönlichen Erfolg haben.

Wir entwickelten eine Affirmation nach ihrem Wunsch. Es waren zwei Sätze, in denen diese Worte vorkamen: „Schönheit. Attraktivität. Faszination. Charme. Charisma. Glück.“

Alice dachte sich morgens und abends einen kleinen Spaziergang aus. Mit zunehmender Begeisterung sprach sie während des Gehens immer wieder diese kleinen Sätze. Und sie füllte diese Sätze auf ihre eigene Art mit Leben.
Das war schon alles.

Ich empfahl Alice einmal am Tag eine Meditation zu hören, die ich gerade als CD dabei hatte. Und die dieses kleine Programm abrundete, Alice innere Gewissheit, Sicherheit und Frieden gab.

Von einem Tag auf den anderen konnte ich sehen, wie Alice aufblühte. Immer mehr wurde Alice sie selbst. Auch die anderen Mädels bemerkten dieses Aufblühen. Und so bekam sie erste Komplimente – und zeigte zum ersten Mal, dass ein bezauberndes Lächeln in ihr steckte.

Aber der Höhepunkt lag noch vor uns: Immer in diesen Seminaren gibt es am letzten Tag einen „Ball der Frauen“ – ein Fest, auf dem die erreichten Erfolge gefeiert werden. Hatte sie schon die Standfestigkeit für einen solchen Abend? Denn noch immer schwebte über ihr die Trauer: „Mein Mann hat eine andere Frau!“.

Es schien, dass Alice so in den Spaziergängen und ihren neuen Lieblingssätzen aufgegangen war, in ihren ersten Erfolgen bei anderen Menschen, den ehrlichen Bewunderungen der anderen Frauen, dass für Trauer gerade kein Platz war. Ich sah Alice nur noch zunehmend gut gelaunt. Der Abschlussball wurde zu ihrer Krönung. Nicht nur weil sie sich hinreissend kostümiert hatte, nicht nur weil sie diese neuen Sätze mit immer mehr Glaubwürdigkeit füllen konnte, nicht nur weil sie sich selbst immer mehr gefiel. Nein. Es ergab sich, dass sie an diesem Abend einen Test bestehen würde, von dem wir alle zuvor nichts wussten.

Ein Club mit Apha-Tieren war an diesem Tag angereist. Mit Männern, die es gewohnt waren, sich in ihrer eigenen „Herrlichkeit“ zu spiegeln, umzingelt von schönen Frauen. Noch waren die Männer allein. Unter sich. Absentiert.

Aber später würden unsere Frauen kommen – die sich nun auch in ihren Erfolgen sonnten – und die nun alle wunderschön anzusehen waren. Es machte kaum noch ein Unterschied an diesem letzten Tag, dass eine von ihnen ein Fotomodell war, eine andere eine aufregende asiatische Schönheit. Die anderen Frauen hatten auffallend an Attraktivität gewonnen: Wir hatten alle viel Freude in diesem Seminar, es war Sommer, alle waren gebräunt und gut gelaunt.

Und nun kamen diese Alpha-Männer. Ich war nun sehr gespannt. Und die Frauen nun ziemlich aufgeregt – denn sie wollten wissen, wie sie mit ihrem gewachsenen Selbstbewusstsein bei diesen Männern ankommen würden.

Wir Mädels gingen alle an die Bar – und schon bald sprach sich bei den Männern rum, dass es da „etwas“ zu sehen gab. Zuerst wurden das Modell und die asiatische Schönheit belagert. Damit war zu rechnen. Aber wie würde es weiter gehen?

Nach einer Stunde geschah das Unerwartete: Alice, noch vor einer Woche als Trauerkloß (Selbstaussage) hier eingetroffen, schickte alle Mädels in die zweite Reihe. Sie war nun der „Hahn im Korb“. Sie war nun der Mittelpunkt für die Männer. Alle wollten nun ihre Aufmerksamkeit und jeder wollte mit ihr tanzen. Sprichwörtlich war aus dem „traurigen kleinen Entlein ein schöner, grosser Schwan“ geworden.

Wer sich liebt, kann zaubern.

Lilli Cremer-Altgeld

Mobil 0049 1575 5167 001
lillicremeraltgeld@t-online.de

Donnerstag, 13. April 2017

Zukunft der Schauspielausbildung: Symposium an der Alanus Hochschule


Foto: Gerit Maybaum



Das Fachgebiet Schauspiel der Alanus Hochschule veranstaltet in Kooperation mit Sören Fenner, Vorstand von art but fair e. V., Lorenz Nolting und Jakob Arnold, Vorstände des jungen ensemble-netzwerks am Samstag, 29. April 2017 ab 10 Uhr das bundesweit erste Symposium zur Zukunft der Schauspielausbildung. Den Impuls gab ein Vortrag zweier Studenten bei der ersten bundesweiten Ensembleversammlung im Mai 2016 in Bonn. Beim diesjährigen Symposium treffen sich Studenten, Dozenten und Vertreter aus der Branche an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn und diskutieren aktuelle und zukunftsweisende Wünsche und Gedanken.

Die Schauspielstudenten von heute werden das Theater von morgen prägen und formen. Aber wie? Die Veranstalter stellen die Frage, wie die Schauspielausbildung künftig aussehen sollte und kann. Was sollen die Studenten erlernen und erleben? Es geht um eine neue Art der Investition in den Kulturbetrieb: ein Tag zum Mit-, Um- und Weiterdenken.

„Wie das breite Interesse der letzten Monate gezeigt hat, ist dies längst nicht mehr nur eine kulturpolitische Diskussion. In den künstlerischen Produktionen entstehen auch stets Strukturen der Zusammenarbeit, Entscheidungsfindung und Ergebnisproduktion. Und so wirkt die künstlerische Arbeit in die Gesellschaft hinein“, so Dominik Schiefner, Leiter des Fachgebietes Schauspiel und Schauspielprofessor an der Alanus Hochschule.

Um sich diesem komplexen Thema zu nähern, werden während des Symposiums Impulsvorträge und Diskussionsrunden unter der Leitung von Experten der Schauspielszene stattfinden. Zu den Gästen gehören unter anderem Lisa Jopt (Vorstand des ensemble-netzwerks), Janina Benduski (Vorsitzende Bundesverband freie darstellende Künste – BFDK), Julia Beerhold (Vorstand Bundesverband Schauspiel – BFFS), Marion Tiedtke (designierte Chefdramaturgin Schauspiel Frankfurt am Main, Schauspiel-Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt am Main), Roland Matthies (Professor für Performance Kunst an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg), der Schauspieler Shenja Lacher und Titus Georgi (Vorsitzender der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung – SKS, Schauspiel-Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover).

Alle Interessierte können sich unter www.schauspielsymposium.de für die Tagung anmelden. Der Unkostenbeitrag beträgt 15 Euro regulär beziehungsweise 10 Euro für Studenten.

Zeit: Samstag, 29. April 2017 // Beginn der Veranstaltung 10.00 Uhr // Einlass ab 9.30 Uhr
Ort: Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Campus I – Johannishof, 53347 Alfter bei Bonn

Für die Veranstaltung reservieren wir Ihnen gern eine kostenlose Pressekarte. Bei Interesse vermitteln wir Ihnen vorab ein Gespräch mit unseren Schauspielstudenten und/oder dem Fachgebietsleiter Prof. Dominik Schiefner.

Ausführliches Programm:

Ab 09.30 Uhr Einlass
10.00 – 10.15 Uhr Begrüßung durch Prof. Dominik Schiefner (Fachgebietsleiter Schauspiel der Alanus Hochschule) und Fabian Lichottka (Studierender Diplomschauspiel der Alanus Hochschule)
10.15 – 11.30 Uhr Impulsvorträge von Prof. Titus Georgi (Vorsitzender der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung – SKS, Schauspiel-Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover), Lorenz Nolting (Vorstand des jungen ensemble-netzwerkes) und Shenja Lacher (Schauspieler)
11.30 – 13.00 Uhr Vorstellung der Arbeitsthemen
13.00 – 14.00 Uhr Mittagspause

14.00 – 16.30 Uhr Europa-Café: Diskussion von verschiedenen Kernthemen unter Leitung von Experten
·         Die Situation im Bereich Film und Fernsehen: Chancen und Möglichkeiten nach dem Studium
Leitung: Julia Beerhold (Vorstand Bundesverband Schauspiel – BFFS)
·         Der Weg in die freie Szene: Wie funktioniert freies Arbeiten? Was könnte in der Ausbildung dazu vermittelt werden?  
Leitung: Janina Benduski (Vorsitzende Bundesverband freie darstellende Künste – BFDK)
·         „Find ich mega. Machen wir!“ Der steinige Weg vom Lippenbekenntnis zur Tat
Leitung: Lisa Jopt (Vorstand des ensemble-netzwerks)
·         Praxisnahe Ausbildung: Vor- und Nachteile der Ausbildung an Theaterstudios
Leitung: Prof. Marion Tiedtke (designierte Chefdramaturgin Schauspiel Frankfurt am Main, Schauspiel-Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt am Main)
·         „Wenn du gut bist, kriegst du die Engagements von allein." – Stimmt das? Oder: Wie weit kann eine Schauspielausbildung auf den Beruf vorbereiten?
Leitung: Sören Fenner (Vorstand von art but fair e. V.)
·         Study harder! Konkrete Mittel zum eigenverantwortlichen Studieren
Leitung: Lorenz Nolting (Vorstand des jungen ensemble-netzwerks)
·         Devised Theatre, Performance, Gestural Theatre in der Schauspielausbildung
Leitung: Prof. Roland Matthies (Professor für Performance Kunst an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg)
·         Ausbildung in den USA: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Leitung: Aljoscha Zöller (Schauspieler, Performing Arts Educator)
16.30 – 18.00 Uhr Abendessen und Zeit für Gespräche
18.00 – 21.30 Uhr Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse und Podiumsdiskussion

22.00 Uhr – Open-End-Party mit Live-Band und DJ


Michaela Mezger
Hochschulkommunikation
Tel.: +49 (0)2222 9321 – 1903
E-Mail: michaela.mezger@alanus.edu
Pressesprecherin Dr. Julia Wedel
Tel.: +49 (0)2222 9321 – 1942
Fax: +49 (0)2222 9321 – 21
E-Mail: julia.wedel@alanus.edu
Internet: www.alanus.edu
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
Alanus University of Arts and Social Sciences
Villestraße 3 – 53347 Alfter


Standort: Campus I, Johannishof, 53347 Alfter

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
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