Öffentliche Vorträge von Prof.
Mirjam Zadoff, der ersten Inhaberin der neuen Augsburger Gastprofessur für
Jüdische Kulturgeschichte, am 28. Mai und 19. Juli
Augsburg/DS/KPP
– Prof. Miriam Zadoff, PhD., lehrt auf dem Alvin H. Rosenfeld Chair an der
Indiana University Bloomington/USA Jewish Studies and History. Im
Sommersemester 2017 ist sie die erste Inhaberin einer an der Philologisch-Historischen
Fakultät der Universität Augsburg neu eingerichteten Gastprofessur für Jüdische
Kulturgeschichte. Mit zwei öffentlichenVorträgen am 28. Mai und am 19. Juli
2017 gibt sie über ihre Lehrtätigkeit an der Universität hinaus allen
Interessierten Einblick in ihre Forschungen.
Auf der Grundlage einer großzügigen
Spende des Augsburger Unternehmers Dr. Georg Haindl hat die
Philologisch-Historische Fakultät der Universität Augsburg eine neue
Gastprofessur eingerichtet. Auf diese Professur werden alljährlich
Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler aus dem In- oder Ausland eingeladen,
um über jüdisches Leben und jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart
nachzudenken.
Jüdische Kultur von
der Vormoderne bis in die Gegenwart
Das vorgesehene Themenspektrum ist
bereit. Es reicht von der Vormoderne, der Geschichte jüdischer Aufklärung und
Emanzipation über die Shoa und die Exilliteratur bis hin zur jüdischen
Literatur und Kultur der Gegenwart. „Wir sehen es als eine große Bereicherung,
mit dieser Gastprofessur das internationale Profil und den
kulturgeschichtlichen Schwerpunkt unserer Fakultät stärken und um eine zentrale
Dimension globaler Geschichte erweitern zu können. In erster Linie“, so Dekan
Prof. Dr. Gregor Weber, „kommt die mit der Gastprofessur verbundene Erweiterung
unseres interdisziplinären Lehrangebots unseren Studentinnen und Studenten
zugute, aber nicht minder sind unsere Gäste eingeladen, ihre Forschungen auch
einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen.“
Von Kafka bis Woody
Allen und von Mouse bis Madaya Mom
Als erste Inhaberin dieser
Gastprofessur bietet Mirjam Zadoff den Augsburger Studentinnen und Studenten
seit Beginn des Semesters Seminare zu Themen wie „Von Kafka bis Woody Allen.
Der jüdische Körper in Wissenschaft, Kunst und Literatur“ oder „Von Mouse bis
Madaya Mom: Geschichte in Comics“ an. Mit einem ganz anderen Thema richtet sie
sich dann am 28. Mai an ein breiteres Publikum: „Am Ende der Bubertät. Juden im
Weltkrieg“ ist der Titel des Vortrags, den sie zur Finissage der Ausstellung
„’…zäh, genial, unbedenklich…’ - Die Schriftstellerin Paula Buber (1877 –
1958)“ beisteuern wird. An der Konzeption dieser Ausstellung in der Dependance
"Ehemalige Synagoge Kriegshaber" des Jüdischen Kulturmuseums Augsburg
– Schwaben (JKMAS) durch Studentinnen und Studenten der Universität Augsburg
war Zadoff bereits beratend beteiligt.
Judentum und Erster
Weltkrieg
Ihr Vortrag anlässlich des
Ausstellungsabschlusses gilt dem Ehemann Paula Bubers, dem berühmten Religionsphilosophen
Martin Buber. Er war das charismatische Zentrum der jüdischen Jugend zu Beginn
des Weltkriegs. Seine Faszination für ein authentisches Judentum in Osteuropa
versprach eine neue Einheit der Juden in Europa und eine neue – positive –
jüdische Identität. Aber wie fast alle deutschen Juden gehörte auch er zu den
enthusiastischen Unterstützern des Weltkrieges. Damit machte er sich zur
Zielscheibe junger Zionisten, die in ihrer oppositionellen Haltung zum Krieg
und in ihrer Radikalität den verehrten Buber massiv in Frage stellten. Zadoffs
Vortrag folgt dieser Auseinandersetzung bis zur deutschen Revolution, in der
Buber sich überraschend dann selbst zur Radikalität bekannte.
Judentum und
Kommunismus
Ihren zweiten öffentlichen Vortrag
mit dem Titel „Die roten Schafe der Familie“ widmet Mirjam Zadoff am 19. Juli
im Jüdischen Kulturmuseum dem heiklen Thema „Kommunisten und Judentum“: Welche
jüdische Familie hatte nicht ihr „rotes Schaf“? In der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts bekannten sich zahlreiche jüdische Söhne oder Töchter zur
radikalen Linken und zum Kommunismus. In Deutschland, Österreich, Polen und
Russland, wo jüdisches Leben in unterschiedlicher Weise kompliziert und
ambivalent war, galt die Zahl der „roten Schafe“ als besonders hoch. Viele von
ihnen existieren bis heute nur an den Rändern der Geschichtsbücher und finden
nur verstohlen Platz in den Fotoalben der Familien. Ihre Geschichte ist ein
Kapitel der jüdischen Historiographie, das bis heute vielerorts mit Unbehagen
erinnert wird – nicht zuletzt wegen ihres häufig tragischen Endes.
Termine:
•
Am Ende der Bubertät. Juden im Weltkrieg
Öffentlicher Vortrag zum Abschluss der Ausstellung
„Die Schriftstellerin Paula Buber“ am 28. Mai 2017 um 17.00 Uhr im Pfarrheim
Heiligste Dreifaltigkeit, Ulmer Straße 195a (gegenüber der ehemaligen Synagoge), 86156 Augsburg, Eintritt 5,00/3,00 Euro
•
Die roten Schafe der Familie. Kommunisten und Judentum
Öffentlicher Vortrag am 19. Juli 2017
um 19.00 Uhr im Festsaal der Synagoge Augsburg, Halderstraße 6-8, 86150
Augsburg, Eintritt frei
Kontakt:
Prof. Mirjam Zadoff
c/o Prof. Dr. Bettina Bannasch