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Donnerstag, 1. Juni 2017

Deutsches Krebsforschungszentrum. Krebs: Schmerzen nicht einfach hinnehmen

Der bundesweite „Aktionstag gegen den Schmerz“ thematisiert am 06. Juni 2017 die Versorgungssituation von Menschen mit Schmerzen. Auch viele Krebspatienten sind betroffen. Ursache ihrer Beschwerden sind nicht nur die eigentlichen Tumorschmerzen. Auch die Behandlung trägt ihren Teil bei. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums gibt Tipps für den Umgang mit Schmerzen aller Art.
 
Wissen, was einen erwartet
Jeder Mensch hat sein eigenes Schmerzempfinden – da machen Krebspatienten keine Ausnahme. Viele Patienten benötigen eine örtliche Betäubung für die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie), andere empfinden schon eine Blutabnahme als äußerst schmerzhaft.

Der Krebsinformationsdienst empfiehlt Krebspatienten, so früh wie möglich mit ihrem behandelnden Arzt zu sprechen: „Was erwartet mich, und welche Schmerzen können auftreten – das sind berechtigte Fragen an den Arzt, schon bei der Planung von Untersuchungen und natürlich vor der Behandlung“, so Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums. „Vielleicht gibt es Möglichkeiten, Schmerzen zu vermeiden oder zumindest zu lindern. Die Information bewahrt Patienten davor, sich mehr Sorgen zu machen als nötig.“ Denn ein solches Gespräch kann auch gegen die Angst helfen: Immer noch ist die Diagnose Krebs für viele Menschen untrennbar mit der Vorstellung starker Schmerzen verknüpft. Diese Befürchtung muss heute aber nicht mehr zutreffen - selbst dann nicht, wenn sich die Erkrankung nicht dauerhaft aufhalten lässt.

Schmerzen belasten auch seelisch
Psychische Belastung, Schmerzen und körperliche Probleme stehen in enger Wechselwirkung: Viele Menschen nehmen Schmerz stärker wahr, wenn sie unter psychischem Druck stehen. Starke Schmerzen sind wiederum selbst ein nicht zu unterschätzender Auslöser psychischer Belastung. Die Autoren der aktuell gültigen Leitlinie zur psychoonkologischen Diagnostik, Beratung und Behandlung von Krebspatienten* betonen, dass es wichtig ist, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie empfehlen deshalb, Schmerzen durch möglichst frühzeitige medikamentöse Linderung und, falls notwendig, durch das Angebot psychoonkologischer Unterstützung zu behandeln.


Kurzfristige Beschwerden manchmal nicht zu vermeiden
Stellt die Schmerzbetäubung bei einer Untersuchung oder einem kleinen Eingriff ein größeres Risiko dar, als die eigentliche medizinische Maßnahme? Dann muss man als Patient manchmal eine gewisse Belastung wohl oder übel in Kauf nehmen. In solchen Situationen können Entspannungstechniken helfen. Viele Methoden lassen sich gezielt erlernen – in Kursen die zum Beispiel an Kliniken oder Krebsberatungsstellen angeboten werden.

Nach operativen Eingriffen kann es gerade in der ersten Phase zu Beschwerden kommen. Hier hat sich in den letzten Jahren allerdings viel getan: Akute Schmerzen im Wundbereich werden heute routinemäßig mit Schmerzmitteln behandelt.
Ein weiteres Problem können Haut- oder Schleimhautentzündungen sein, als Nebenwirkung einer Chemotherapie oder Strahlentherapie, oder ausgelöst durch zielgerichtete Arzneimittel. Auch in dieser Situation empfehlen Experten in einer aktuellen Leitlinie* eine gute Schmerzbehandlung.
Was man nicht unterschätzen sollte: Folgen eines längeren Aufenthalts im Krankenbett können auch Verspannungen, Rückenschmerzen und Schonhaltungen sein. Mögliche  Gegenmaßnahmen sind noch im Krankenhaus vorsichtige körperliche Aktivität, zum Beispiel gezielte Physiotherapie.
 
Und wenn es doch Tumorschmerz ist?
Dank moderner Behandlungsverfahren können Schmerzen, die direkt durch den Tumor verursacht werden, bei acht bis neun von zehn Krebspatienten wirksam gelindert werden. Fachleute können zur Schmerztherapie auf eine große Bandbreite von Substanzen zurückgreifen, bis hin zu Mitteln, die in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.


Frühes Eingreifen bei Krebsschmerzen wichtig
Wichtig ist es, Schmerzen nicht erst dann zu behandeln, wenn sie unerträglich sind. Susanne Weg-Remers macht klar: "Bei Schmerzen die Zähne zusammenzubeißen und auf spontane Linderung zu hoffen, stellt für Krebspatienten keine Option dar."
Selbst wenn es um die Betreuung Schwerstkranker geht, zeigt eine weitere medizinische Leitlinie* Ärzten und allen an der Behandlung Beteiligten eine Vielzahl wirksamer Möglichkeiten auf.

Gegen Tumorschmerzen können Ärzte langfristig wirkende Medikamente verschreiben, bei denen der Wirkstoff nach und nach gleichmäßig freigesetzt wird. Weg-Remers: „Diese Medikamente halten einen gewissen Wirkstoffspiegel im Blut aufrecht, so dass soweit möglich keine stärkeren Schmerzen mehr auftreten. Wenn man solche Medikamente nach einem festen Zeitplan gleichmäßig einsetzt und nicht wartet, bis man es nicht mehr aushält, steigt auch die Lebensqualität“. Sollten während einer solchen Behandlung dennoch Schmerzspitzen auftreten, so können zusätzlich kurzwirksame Schmerzmittel eingesetzt werden.

  
* Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten, Langversion 1.1, 2014, AWMF-Registernummer: 032/051OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html, [Zugriff am: 29.5.2017]]
* Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen - Langversion 1.1, 2017, AWMF Registernummer: 032/054OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Supportive-Therapie.95.0.html (Zugriff am 29.5.2017)
* Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung, Langversion 1.1, 2015, AWMF-Registernummer: 128/001OL, http://leitlinienprogrammonkologie.de/Palliativmedizin.80.0.html (Zugriff am: 26.5.2017)

Zum Weiterlesen
Fragen zu Krebs? Wir sind für Sie da.
0800 - 420 30 40 täglich von 8:00 - 20:00 Uhr
krebsinformationsdienst@dkfz.de
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Der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums beantwortet alle Fragen rund um das Thema Krebs – am Telefon (0800-420 30 40), per E-Mail (krebsinformationsdienst@dkfz.de) sowie in persönlichen Sprechstunden in Heidelberg und Dresden. Das geschulte Ärzteteam geht mit fundierten fachlichen Informationen auf individuelle Fragen ein. Die Internetseite www.krebsinformationsdienst.de liefert aktuelles Wissen, nützliche Tipps und Adressen. Mit eigener Telefonnummer (0800-430 40 50) und E-Mail-Adresse (kid.med@dkfz.de) ist der KID auch Anlaufstelle für medizinische Fachkreise. Der Krebsinformationsdienst ist ein kostenfreies Angebot des Deutschen Krebsforschungszentrums. Er kann daher unabhängig informieren, frei von Interessenkonflikten und ohne Werbung.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Sibylle Kohlstädt
Leiterin (komm.) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
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Tel.: +49 6221 42-2843
E-Mail: S.Kohlstaedt@dkfz.de


www.dkfz.de

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001