Das Fotoprojekt zeigt die persönlichen
Wünsche von 85 jordanischen und syrischen Schulkindern. Foto: Paula Ellguth und Marjam
Fels
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Morgens werden die jordanischen Kinder
unterrichtet, nachmittags Schülerinnen und Schüler aus Syrien. „Double-Shift“
(Doppelschicht) heißt das Modell, das Jordanien einsetzt, um zusätzlich zu den
eigenen Schulkindern hunderttausenden von Flüchtlingskindern aus dem
benachbarten Bürgerkriegsland eine Schulbildung zu ermöglichen. Wie gelingt es
einem kleinen Land wie Jordanien eine so gewaltige Herausforderung zu meistern?
In einem gemeinsamen Forschungsprojekt haben das Wissenschaftszentrum Berlin
für Sozialforschung (WZB), die Universität der Künste (UdK) und die Europäische
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) das jordanische Schulsystem in den
Blick genommen, das mit seinem Doppelschicht-System zum Vorbild für andere
Länder werden könnte, die Kinder von Flüchtlingen und Migranten in ihr
Schulsystem aufnehmen möchten. Die Ergebnisse des Projekts werden auf der
multimedialen Webseite „Double Shift“ dokumentiert.
Das Doppelschicht-System wird von Jordanien seit 1960
praktiziert – ein Lösungsansatz, um überfüllte Klassenräume öffentlicher
Schulen in Jordanien zu entlasten. Heute, mit mehr als 400.000 zusätzlichen
Kindern aus Syrien, ist „Double-Shift“ ein effektives Instrument, um ihnen eine
Schulbildung zu ermöglichen und sie in die Gesellschaft Jordaniens zu
integrieren. Derzeit gibt es 100 Doppelschicht-Schulen im Land. Die interaktive
Webseite double-shift.org
dokumentiert in Bildern, Videos und Grafiken erstmals umfassend in einer
Kombination von sozialwissenschaftlichen und gestalterischen Methoden den
Alltag an den jordanischen Schulen in Zeiten des Syrienkonflikts.
„Double Shift“ hat seine Anfänge im „Visual Society
Program“, einer Kooperation zwischen dem WZB und der Universität der Künste
(UdK), die von David Skopec initiiert wurde. Das Programm zeichnet sich dadurch
aus, dass Gestalter/-innen und Sozialwissenschaftler/-innen zusammenarbeiten
und forschen. Das Projektteam besteht aus Steffen Huck, dem Direktor der Abteilung
Ökonomik des Wandels am WZB, Heike Harmgart, Leiterin des Resident Office
der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in Jordanien, den
Gestalterinnen Paula Ellguth und Marjam Fels und dem wissenschaftlichen
Mitarbeiter Philipp Albert (alle drei WZB). Zweimal war
das Team für mehrere Wochen in Jordanien; sie besuchten Schulen, sprachen mit
Schulleiterinnen, Vertretern von NGOs (UNICEF, United States Agency for
International Development) und Ministerien und interviewten Eltern. In
Workshops wurden zudem die Schülerinnen und Schüler nach ihren Wünschen und
Zielen befragt.
Das Projekt zeigt: Dem Land gelingt es überwiegend, die
Flüchtlingskinder zu integrieren, doch der Schulalltag bleibt wegen fehlender
Ressourcen wie Wasser, Räume, Schulmöbel und -materialien eine Herausforderung.
Außerdem gibt es auch kritische Stimmen im Land, unter anderem weil die
jordanischen und syrischen Kinder meist getrennt unterrichtet werden. „Dennoch
ist das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer überwältigend und die Bilanz
positiv“, sagt Steffen Huck.
Auch für die jordanische Wirtschaft könnte sich die
Investition in Bildung für syrische Flüchtlingskinder als Gewinn erweisen. Vor
allem durch das Doppelschicht-System gelingt es dem Land, mit vergleichsweise
geringem finanziellem Aufwand Kinder zu einer Schulbildung zu verhelfen. Die
Analyse „benefits through education“ im Projekt zeigt: Wenn den verbleibenden
79.500 registrierten Flüchtlingskindern aus Syrien, die derzeit noch nicht in
Schulen integriert sind, Bildung durch das Doppelschichtsystem ermöglicht
werden könnte, würde für Jordanien ein wirtschaftlicher Mehrwert von 266
Millionen Dollar entstehen.
Aus Sicht von Heike Harmgart ist die Investition in die
Bildung ein wesentlicher Bestandteil für das ressourcenarme Jordanien – die
Kinder sind die Zukunft des Landes.
Die Website „Double Shift“ finden Sie hier.
Pressekontakt
Prof. Dr. Steffen Huck
Direktor der Abteilung
Ökonomik des Wandels
Telefon: 030-25491-421
steffen.huck@wzb.eu
Direktor der Abteilung
Ökonomik des Wandels
Telefon: 030-25491-421
steffen.huck@wzb.eu
Kerstin Schneider
WZB-Pressestelle
Telefon 030-25491-506
kerstin.schneider@wzb.eu
WZB-Pressestelle
Telefon 030-25491-506
kerstin.schneider@wzb.eu