Translate

Donnerstag, 28. September 2017

500.000 Euro Förderzuschlag: Uni Hohenheim macht Studierende und Forscher fit für China

BMBF fördert Chinakompetenz-Plan mit Workshops, Exkursionen, Wirtschafts-Kooperationen und mehr / eines von 4 Leuchtturmprojekten bundesweit, davon 3 in Ba-Wü

Über 5.000 deutsche Unternehmen sind laut Auswärtigem Amt aktuell in China vertreten, immerhin 900 chinesische Firmen in Deutschland. Auch im Bereich der Wissenschaft gibt es zunehmend Kooperationen. Diesen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausch fördert die Universität Hohenheim mit neuen Angeboten für Wissenschaftler und Studierende im Rahmen des Programms CHIKOH – Chinakompetenz Hohenheim. Hinzu kommen Kooperationsstudiengänge wie der neu unterzeichnete Master-Doppelabschluss Management mit der Tongji-Universität Shanghai.

Mit ihren Stärken in Bereichen wie Maschinenbau, Technologie und Bioökonomie schauen Unternehmen in Baden-Württemberg zunehmend nach China als Partner in der Wirtschaft. Die Universität Hohenheim unterstützt diese Entwicklung zukünftig mit einem gestärkten China-Profil in Forschung und Lehre und wird dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ab Oktober 2017 als Leuchtturmprojekt gefördert. Auch mit den beiden anderen baden-württembergischen Leuchtturmprojekten an der Universität Tübingen und am Karlsruher Institut für Technologie will sich die Universität Hohenheim dabei vernetzen.

Projektleiter Dr. Johannes Klenk von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hohenheim erklärt die Bedeutung des neuen Programms: „Viele unserer Studierenden arbeiten später in Unternehmen in der Region, die enge Wirtschaftsbeziehungen mit China pflegen. Diese Unternehmen brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern ausgebildet sind.“

Dazu entwickelt die Universität ab Herbst spezielle Angebote, zum Beispiel Workshops zum Thema „Doing Business in China“, erläutert Dr. Klenk. „Darin berichten unter anderem Vertreter aus der Wirtschaft von ihren Erfahrungen mit den chinesischen Partnern und vermitteln so interkulturelle Kompetenzen aus der Praxis.“

Neben solchen speziellen Workshops sollen auch die regulären Studieninhalte die deutsch-chinesischen Beziehungen stärker berücksichtigen: „Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei das Thema Verhandlungen mit chinesischen Partnern und Kunden sein, das deutsche Unternehmen vor besondere Herausforderungen stellt.“


Exkursionen, Workshops, Promotionsprogramm 
Nachwuchswissenschaftler will das CHIKOH-Programm dabei unterstützen, Forschungsprojekte in China und mit chinesischen Partnern anzupacken. So sollen während der Projektlaufzeit mehrere binationale Promotionen gemeinsam mit chinesischen Partnern ermöglicht werden.

Vorbereiten können sich die Wissenschaftler darauf zum Beispiel im Workshop „Doing Research in China“. Er vermittelt Kenntnisse zur chinesischen Hochschul- und Forschungslandschaft und wissenschaftlichen Förder- und Kooperationsmöglichkeiten ebenso wie zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation in China.

Nachwuchswissenschaftler und Studierende werden außerdem im Rahmen des Programms für zehn Tage nach China reisen. Gemeinsam mit Lehrenden vor Ort besuchen sie dort deutsche Unternehmen, um Fallstudien zu deren Erfahrungen anzufertigen. Diese Ergebnisse fließen wiederum an der Universität Hohenheim in die Lehre und die Planung weiterer Angebote mit ein.


Enge Vernetzung mit der Wirtschaft im Zukunftsfeld Bioökonomie

Partner aus der regionalen Wirtschaft sind an vielen Stellen im Projekt mit einbezogen. So sitzen im Projektbeirat neben Wissenschaftlern der Universität auch Vertreter verschiedener Unternehmen, der regionalen Wirtschaftsförderung und der IHK Region Stuttgart.

Ein wichtiger Programmpunkt ist zudem der Hohenheimer China Dialog als Austauschplattform für Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aus der Region: In Vorträgen, moderierten Gesprächen und Paneldiskussionen sollen sich dabei neue wissenschaftliche Erkenntnisse und unternehmerische Praxis begegnen. Wissenschaftler der Partner aus China bringen chinesische Perspektiven ein. Von April 2018 an soll das Format jedes Jahr stattfinden.

Mit solchen Angeboten zum Wissenstransfer soll durch das Projekt dauerhaft ein Kompetenzzentrum für Wirtschaftskooperationen mit China entstehen. Einen inhaltlichen Anknüpfungspunkt biete dabei der Schwerpunkt Bioökonomie der Universität Hohenheim, so Dr. Klenk: „Das Projekt beinhaltet zwar viele Angebote aus den Wirtschaftswissenschaften, beteiligt sind aber alle drei Fakultäten der Universität Hohenheim. Gerade für die Bioökonomie bringen die Agrar- und Naturwissenschaften immenses Know-how mit.“


China im Blick: Neuer Doppelmaster beschlossen, weitere geplant

Das CHIKOH-Programm ist nicht der einzige Baustein, mit dem die Universität Hohenheim ihr China-Profil stärkt. Ein weiterer wichtiger Schritt gelang dazu im Juli: Mit der Tongji University Shanghai beschloss die Universität Hohenheim die Einrichtung eines gemeinsamen Doppel-Master-Programms “Management“. Studierende beider Universitäten verbringen dabei je ein Jahr an ihrer eigenen und ein Jahr an der Partnerhochschule, um den doppelten Abschluss zu erlangen.

Starten soll der neue Studiengang bereits zum diesjährigen Wintersemester 2017/2018, die ersten Absolventen sollen 2020 ihren doppelten Abschluss in den Händen halten. Damit schließt die Universität Hohenheim erfolgreich an bereits bestehende Doppel-Master-Programme mit den Universitäten von Liège, Pavia und Venedig an. Weitere deutsch-chinesische Doppelstudiengänge sind geplant, die Gespräche mit verschiedenen Universitäten in China laufen.


HINTERGRUND: Über 40 Jahre Kooperation mit ChinaDie Zusammenarbeit mit China hat an der Universität Hohenheim eine jahrzehntelange Tradition. Erste Kooperationen begannen in den 1970er Jahren, als sich die Universität Hohenheim engagiert am Wissenschaftsaufbau beteiligte. Heute lehren an der China Agricultural University in Peking mehrere Professoren, die bedeutende Teile ihrer akademischen Laufbahn durch die Universität erhielten. Von 2004 bis 2013 führten beide Universitäten das erste deutsch-chinesische Graduiertenkolleg zur Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern durch.

Die große Verbundenheit wurde inzwischen auch auf politischer Ebene bekräftigt. So erhielten vier Professoren der Universität Hohenheim den China Friendship Award als höchste Auszeichnung, die von der Volksrepublik China an ausländische Staatsangehörige verliehen wird.


HINTERGRUND: BMBF-Projekt CHIKOH – China-Kompetenz in Hohenheim
Das Programm CHIKOH startet offiziell am 1. Oktober 2017. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es gemäß der Richtlinie zur Förderung von „Innovativen Konzepten zum Ausbau der China-Kompetenz an deutschen Hochschulen“ mit 476.900 € über eine Laufzeit von drei Jahren. Weitere Leuchtturmprojekte gibt es an der Universität Tübingen, dem Karlsruher Institut für Technologie und der TU Clausthal. 
Text: Barsch / Klebs
Kontakt für Medien:
Dr. Johannes Klenk, Projektleitung, Universität Hohenheim
T 0711 459-24564, E j.klenk@uni-hohenheim.de

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001