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Freitag, 29. September 2017

Gemeinsam gegen sexuellen Kindesmissbrauch: Kooperation von Bund und Freistaat Bayern bei Projekten zur Prävention



Bundesfamilienministerium, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie Bayerisches Sozialministerium und Bayerisches Bildungsministerium ziehen Bilanz zur Initiative „Trau dich!“.
Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs startet zum aktuellen Schuljahr.

München/Köln, 29. September 2017. Der Freistaat Bayern macht sich auch künftig im Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch stark. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstützt Bayern weiterhin die bundesweite Initiative „Trau dich!“. Zudem startet heute die bundesweite Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) in Bayern.

„Der Schutz unserer Kinder vor sexualisierter Gewalt ist eine Aufgabe, der wir uns dauerhaft gemeinsam annehmen müssen“, erklärt der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Dr. Ralf Kleindiek, und führt weiter aus: „Mit der Präventionsinitiative ‚Trau dich!‘ ist ein wichtiger Baustein für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt in Bayern erfolgreich umgesetzt worden. Wir dürfen in unseren Anstrengungen aber nicht nachlassen. Es ist wichtig, dass Eltern und Lehrkräfte sensibilisiert sind, wenn es um Kinderschutz geht – und dass sie wissen, wie sie zu handeln haben und an wen sie sich wenden können.“

Die bundesweite Initiative „Trau dich!“ kooperiert seit April 2016 erfolgreich mit dem Freistaat Bayern. Die Schirmherrschaft haben das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration und das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst übernommen. Zentrales Element der Initiative, die sich an Kinder und Erwachsene richtet, ist das gleichnamige Theaterstück für Kinder zum Thema Kinderrechte und sexueller Missbrauch. Insgesamt hat „Trau dich!“ bislang mit 34 Theateraufführungen über 8.000 Grundschulkinder in Bayern direkt erreicht. Knapp 750 Mütter und Väter besuchten Elternabende zum Thema sexueller Kindesmissbrauch und über 500 Lehrkräfte bildeten sich in Workshops weiter.

Bayerns Familienministerin Emilia Müller erklärt heute anlässlich der Bilanz der Kooperation: „Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist eines der schrecklichsten Verbrechen – die Opfer leiden oft ein Leben lang an den Folgen. Deshalb setzen wir auf Prävention, Aufklärung und die Stärkung unserer Kinder. ‚Trau dich!‘ passt hervorragend in unser Bayerisches Gesamtkonzept zum Kinderschutz. Deshalb unterstütze ich ‚Trau dich!‘ und freue mich, dass bereits Tausende von bayerischen Schülerinnen und Schülern das Theaterstück sehen konnten.“

In die Initiative „Trau dich!“ sind flächendeckend alle wichtigen Akteure und Fachberatungsstellen im Freistaat Bayern eingebunden. Das große Engagement aller Beteiligten, die Zufriedenheit mit den Begleitveranstaltungen sowie die erhöhte Bekanntheit der lokalen Beratungsstellen belegen, dass „Trau dich!“ in Bayern wirkt. Von dem gefestigten Netzwerk und der erhöhten Aufmerksamkeit für das Thema soll nun auch „Schule gegen sexuelle Gewalt“ profitieren.

Herbert Püls, Ministerialdirektor im Bayerischen Bildungsministerium: „Sexuellem Kindesmissbrauch vorzubeugen ist eine zentrale Aufgabe aller, die an der Erziehung von Kindern und Jugendlichen beteiligt sind. Unsere Schulen stellen sich der Thematik des sexuellen Missbrauchs und entwickeln Präventions- und Interventionsmöglichkeiten. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, unsere Lehrkräfte zu sensibilisieren und sie für einen kompetenten und behutsamen Umgang zu schulen. So können sie mögliche Signale von Schülerinnen und Schülern erkennen und im Verdachtsfall richtig handeln. Wir setzen auf eine enge Zusammenarbeit von Schulen, Eltern sowie Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe. Initiativen wie ‚Trau dich!‘ und ‚Schule gegen sexuelle Gewalt’ sind ein wichtiger Baustein unserer Präventionsarbeit.“

Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, betont: „Ich danke allen Beteiligten für ihre engagierte Arbeit. Es ist in Bayern gelungen, Kinder, Eltern, Schulen und verantwortliche Stellen mit dem schwierigen, oftmals tabuisierten Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder zu erreichen. Die Initiative hat Lösungswege aufzeigen können, um ins Gespräch zu kommen und Partner vor Ort vorgestellt, die im Ernstfall Hilfe leisten. Ich freue mich sehr, dass ‚Trau dich!‘ in Bayern fortgeführt wird und unsere gemeinsame Arbeit damit umso nachhaltiger wirkt.“

Mit dem aktuellen Schuljahr startet die Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs auch in Bayern. Die Initiative möchte bundesweit alle rund 30.000 Schulen darin unterstützen, Schutz und Hilfe vor sexueller Gewalt zum gelebten schulischen Alltag werden zu lassen. In Bayern werden die rund 5.000 allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen mit fachlichen Informationen von „Schule gegen sexuelle Gewalt“ ausgestattet.

Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter: „Ich freue mich sehr, dass Bayern ein starker Partner bei Prävention und Intervention ist. Richtet sich ‚Trau dich!‘ mit dem Theaterstück insbesondere an Schülerinnen und Schüler, so wendet sich ‚Schule gegen sexuelle Gewalt‘ an die Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrer – also an die Erwachsenen, die Verantwortung für Schutz und Hilfe tragen. Am häufigsten geschieht sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der eigenen Familie und im sozialen Umfeld. Wir müssen davon ausgehen, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Mädchen und Jungen von sexueller Gewalt betroffen sind. Für sie ist es wichtig, dass ihre Signale frühzeitig wahrgenommen werden und sie schnell Hilfe erhalten. Schulen dürfen bei sexueller Gewalt nicht wegschauen. Sie müssen wissen, was zu tun ist und kompetent handeln. Die Initiative ‚Schule gegen sexuelle Gewalt‘ bietet dafür wichtige fachliche Unterstützung. Jede Schule sollte schnell mit der Entwicklung schulischer Schutzkonzepte beginnen.“

Hintergrundinformationen zu „Trau dich!“
„Trau dich!“ wurde im November 2012 auf Bundesebene ins Leben gerufen. Die Initiative läuft bis Ende 2018. Die BZgA arbeitet bei der Umsetzung eng mit den zuständigen Ministerien der Bundesländer und mit weiteren Partnern zusammen.

Für Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren bietet „Trau dich!“ altersgerechte Informationen über sexuellen Missbrauch und Kinderrechte.

Alle Eltern erhalten vor den Aufführungen Informationen über das Theaterstück und Hinweise für das Gespräch mit ihren Kindern. Für sie bietet die Initiative „Trau dich!“ einen Eltern-Ratgeber an.

Die pädagogischen Fachkräfte bilden sich durch auf sexualisierte Gewalt spezialisierte Fachberatungsstellen vor Ort weiter und erhalten pädagogisches Begleitmaterial zur Vertiefung.

Darüber hinaus möchte die Initiative zur besseren Vernetzung der Hilfeeinrichtungen in den Bundesländern beitragen und damit die Nachhaltigkeit von Prävention vor Ort stärken.

Für niedrigschwellige Beratung und Hilfe kooperiert die BZgA mit der
kostenfreien „Nummer gegen Kummer“ (116111), einem Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche.

Eine Infografik mit den wichtigsten Zahlen zur Kooperation von „Trau dich!“ und Bayern finden Sie unter www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/praevention-des-sexuellen-kindesmissbrauchs/.


Weitere Informationen finden Sie unter:

Hintergrundinformationen zu „Schule gegen sexuelle Gewalt“
„Schule gegen sexuelle Gewalt“ ist eine Initiative des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in Kooperation mit den Kultusbehörden. Sie ist im September 2016 gestartet. Bis Ende 2018 sollen alle Bundesländer folgen.

Die Initiative besteht aus einer Infomappe mit Basisinformationen zu Schutzkonzepten und ihren Bestandteilen sowie dem Fachportal www.schule-gegen-sexuelle-gewalt.de – einem praxisnahen Leitfaden und Nachschlagewerk zur Entwicklung von Schutzkonzepten mit länderspezifischen Inhalten. Die Infomappe wird den bayerischen Schulen und schulbegleitenden Diensten im Laufe der kommenden Wochen zugeschickt.

Weitere Informationen finden Sie unter:
__________________________________________

Kontakt:
Dr. Marita Völker-Albert
Pressesprecherin der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Maarweg 149-161
50825 Köln
Tel. 0221-8992280
Fax: 0221-8992201
E-Mail: marita.voelker-albert@bzga.de
www.bzga.de

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001