Den Betroffenen helfen und das zeitgenössische Leben archivieren – das Doppelziel des archäologisch-ethnologischen Modellprojekts "Bam after the earthquake". Foto: L. Papoli Yazdi |
Augsburg/KPP – Ihren Abstecher nach Augsburg, der sich kurzfristig ergeben hat, nutzt die iranische Archäologin Dr. Leila Papoli Yazdi – derzeit Humboldt-Stipendiatin an der FU Berlin), um gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Omran Garazhian in einer Sonderveranstaltung des Altertumswissenschaftlichen Kolloquiums zum Thema "Bam post-earthquake context: ethnoarchaeology and contemporary archaeology" zu referieren. Der öffentliche Vortrag beginnt am 20. Juli 2017 um 18.15 Uhr im Raum 2006 der Historisch-Philologischen Fakultät, Universitätsstraße 10 (Gebäude D). Der Eintritt ist frei.
Die im südöstlichen Iran gelegene Stadt Bam wurde am 26. Dezember 2003 von einem verheerenden Erdbeben zerstört. Mehr als 40.000 Einwohner kamen ums Leben, unzählige wurden verletzt. Leila Papoli Yazdi und Omran Garazhian - heute Assistant Professor an Neyshabour University, Iran – waren damals Doktoranden in frühgeschichtlicher Archäologie an der Universität Teheran. "Als wir im Fernsehen die Berichte aus Bam sahen, war uns klar, dass wir hier nicht einfach nur Zuschauer bleiben konnten. Wir stellten uns", erzählt Papoli Yazdi, "die Frage, welche aktive Rolle die Archäologie bzw. wir als Archäologen hier übernehmen könnten." Dreißig Tage nach dem Beben waren die Teheraner Doktoranden dann vor Ort, und unter dem Titel "Bam after the earthquake" entwickelten sie ein außergewöhnliches archäologisch-ethnologisches Modellprojekt mit dem Ziel, einerseits den Bewohnern vor Ort bei der Verarbeitung der Katastrophe zu helfen und andererseits gleichzeitig das zeitgenössische Leben in Bam zu archivieren.
Knapp vierzehn Jahre später berichten Papoli Yazdi und Garazhian im Altertumswissenschaftlichen Kolloquium der Universität Augsburg über dieses Projekt, seinen Verlauf und insbesondere auch über die Schwierigkeiten, es unter politischen Verhältnissen durchzusetzen, wie sie in den zurückliegenden eineinhalb Jahrzehnten im Iran herrschten und herrschen. Zur Sprache kommen dabei auch die wissenschaftlichen Arbeitsbedingungen im Nahen Osten ganz allgemein. Und schließlich geben die beiden iranischen Gäste auch Einblick in die methodischen Prämissen einer archäologischen Sub-Disziplin, die zeitgenössische Zerstörungsszenarien untersucht.
Zum Vortrag "Bam after the earthquake: the story of an avant-garde archaeological project in a tyrannical context" am 20. Juli 2017 um 18.15 Uhr im Raum 2006 der Historisch-Philologischen Fakultät (Universitätsstraße 10, Gebäude D, 86159 Augsburg) laden Prof. Dr. Natascha Sojc (Klassische Archäologie) und Prof. Dr. Gregor Weber (Alte Geschichte) alle Interessierten herzlich ein. Der Eintritt ist frei.
Ansprechpartnerin:Prof. Dr. Natascha Sojc
Telefon +49(0)821/598-5549
natascha.sojc@philhist.uni-augsburg.de