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Montag, 17. Juli 2017

DLR präsentiert seine Forschung bei der Moskauer Messe MAKS 2017

Wächter im All, virtuelle Rover-Missionen und ein hüpfender Lander


Quelle: DLR (CC-BY 3.0).
  • Das DLR präsentiert Beispiele seiner Raumfahrtforschung auf der Moskauer Messe MAKS.
  • Die Exponate sind auf über 120 Quadratmetern in Halle F3, Stand A9, zu finden.
  • Schwerpunkt(e): Raumfahrt, Exploration, Fernerkundung
Vom 18. bis 23. Juli 2017 stellt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf der nationalen Luft- und Raumfahrtausstellung Russlands, dem Moskauer International Aviation and Space Salon MAKS, Satellitenmodelle, Simulatoren und Experimente für Raumfahrtmissionen aus. Die Exponate sind auf über 120 Quadratmetern in Halle F3, Stand A9, zu finden. Die Messe, die alle zwei Jahre ausgerichtet wird, hatte 2015 über 400 000 Teilnehmer und Gäste. Insgesamt beteiligten sich über 870 Unternehmen und Organisationen.
"Das DLR zeigt mit seinen Exponaten die Bandbreite seiner Raumfahrtforschung: Sie reicht von der Datengewinnung und -verarbeitung für den Klimaschutz über Experimente für die bemannte Raumfahrt bis hin zur Erkundung unseres Sonnensystems mit autonomen Landesystemen", betont die DLR-Vorsitzende Prof. Pascale Ehrenfreund. Dazu gehören beispielsweise die Erdbeobachtungssatelliten der Sentinel-Familie, der Satellit BIROS zur Feuerdetektion oder der Asteroidenlander Mascot. "Die Forschung des DLR geschieht dabei oftmals in nationalen und internationalen Kooperationen - die langjährige Zusammenarbeit mit unseren russischen Partnern manifestiert sich mit den beiden Missionsjubiläen von MIR’92 und MIR’97." Vor 25 Jahren schwebte mit Klaus-Dietrich Flade der erste Deutsche als Kosmonaut in die russische Raumstation MIR, fünf Jahre später - vor 20 Jahren - lebte und forschte der deutsche Kosmonaut Reinhold Ewald in der MIR.
Mit eROSITA auf der Jagd nach Dunkler Energie
Seit dem Urknall dehnt sich das Universum aus - zusätzlich angetrieben wird diese Expansion dabei durch die Dunkle Energie, einem Phänomen, das auch heute wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht ist. Das Weltraumteleskop eROSITA (extended Roentgen Survey with an Imaging Telescope Array) soll Licht ins Dunkel bringen und 2018 auf dem russischen Satelliten Spektrum-Roentgen-Gamma ins All starten. Von seinem Beobachtungsposten im All, dem zweiten Lagrange-Punkt, wird es dann in etwa 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde den gesamten Himmel mit einer bisher nicht erreichten Präzision durchmustern. Das vom DLR Raumfahrtmanagement im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Instrument des Max-Planck-Instituts für Extraterrestrische Physik soll dadurch einen genaueren Einblick in die Struktur des Universums und seine Entwicklung geben.
MASCOT - Landung auf einem Asteroiden
Der Asteroidenlander MASCOT, den das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der französischen Raumfahrtagentur CNES entwickelt hat, ist unterwegs zum Asteroiden Ryugu (1999 JU3). Am 3. Dezember 2014 begann der "Mobile Asteroid Surface Scout" an Bord der japanischen Sonde Haysabusa2 seine Reise durchs All. Im Sommer 2018 wird er sein Ziel erreichen. Während der Hayabusa2-Orbiter im dichten Flug über dem Asteroiden Material von seiner Oberfläche "einsaugen" und zur Erde zurückbringen wird, soll MASCOT auf Ryugu aufsetzen und erstmals in der Raumfahrtgeschichte an mehreren Orten Messungen auf einem Asteroiden durchführen. Mit vier Instrumenten an Bord sollen die mineralogische und geologische Zusammensetzung der Asteroidenoberfläche untersucht und Oberflächentemperatur sowie Magnetfeld des Asteroiden ermittelt werden. Sind alle Instrumente zum Einsatz gekommen, aktiviert MASCOT automatisch erneut den Schwungarm und springt mehrere Meter weit zu seinem nächsten Einsatzort.
ROBEX: Mission am Rechner und auf dem Ätna
Die Exploration ferner Himmelskörper und die Tiefseeforschung haben mehr gemeinsam als angenommen: Bei beiden Forschungsgebieten arbeiten die Forscher in unbekanntem Gelände und müssen ihre Rover möglichst selbstständig wissenschaftlich arbeiten lassen. In dem Projekt ROBEX (Robotische Exploration unter Extrembedingungen) hat sich eine Helmholtz-Allianz aus 16 deutschen Forschungsinstituten aus den Bereichen Tiefsee- und Weltraumforschung zum Ziel gesetzt, gemeinsame Technologien zur Erforschung schwer zugänglicher Gebiete zu entwickeln. Das DLR hat mit seinen Partnern die praktische Umsetzung der Forschungsergebnisse im Juni 2017 auf dem Ätna in Sizilien durchgeführt - zuvor werden solche Szenarien aber auch in Simulationen am Rechner getestet. Der Missionssimulator bietet die Möglichkeit, den Rover LRU (Lightweight Rover Unit) virtuell auf dem Mond zu steuern, Sensoreinheiten von einem Lander einzusammeln und diese an einer vorgegebenen Position auf der Mondoberfläche auszulegen. Die Erkenntnisse dieser Simulation sind wiederum in die Entwicklung der Rover und Instrumente eingeflossen.
FireBIRD - Feuerdetektion per Satellit
Die Mission FireBIRD ist eine Erdbeobachtungsmission und hat als Hauptaufgabe die Feuerfernerkundung aus dem Weltraum. Dazu zählen das Entdecken und Vermessen von sogenannten Hochtemperaturereignissen und die Bereitstellung der Fernerkundungsdaten für die wissenschaftliche Forschung im DLR und für externe Partner. Die Mission verfolgt rein wissenschaftliche Ziele und alle Segmente dieser Erdbeobachtungsmission werden vom DLR kontrolliert.
Elektronische Nase für die Raumstation ISS
In abgeschlossenen Systemen wie der Internationalen Raumstation ISS herrschen besondere Umgebungsbedingungen, die zu erhöhtem mikrobiologischen Wachstum von Bakterien und Pilzen führen. Diese Organismen greifen Materialen auf der ISS an. Um Materialsicherheit auf der ISS über einen langen Zeitraum zu gewährleisten, wurde eine künstliche Nase - die E-Nose - entwickelt, die Bakterien- und Pilzbefall messen kann. Von Dezember 2012 bis Mai 2013 schnüffelte diese elektronische Nase im russischen Segment erfolgreich nach mikrobiellen Belastungen, indem sie die Stoffe analysiert, die Mikroorganismen an die Luft abgeben. Nun wird die E-Nose gemeinsam mit dem russischen Partner, dem Institut für Biomedizinische Probleme IBMP, weiterentwickelt: Ab voraussichtlich 2018 könnte eine modifizierte Schnüffelnase auf der ISS über Atemgasmessungen den Gesundheits- und Stresszustand der Astronauten untersuchen.
Copernicus - Europas Erdbeobachtungsprogramm im All
Um Entscheidungen treffen zu können, benötigen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft dauerhaft verlässliche und aktuelle Informationen. Solche Informationen auf Basis von Erdbeobachtungsdaten bereitzustellen, ist Ziel von Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Dabei werden Daten der satellitengestützten Erdbeobachtungssysteme mit Daten boden-, see- und luftgestützter Systeme vernetzt - die Copernicus-Dienste analysieren und verarbeiten diese große Datenmenge zu öffentlich zugänglichen und kostenlosen Produkten, die den verschiedenen Nutzern zur Verfügung stehen. Anwendungsbereiche sind die Landüberwachung, die Überwachung der Meeresumwelt und der Atmosphäre sowie die Unterstützung des Katastrophen- und Krisenmanagements. Copernicus besteht dabei aus der Sentinel-Familie, einer Serie von Erdbeobachtungssatelliten, die eigens für das Programm gebaut und von der ESA betrieben werden.


Kontakte

 

Manuela Braun 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
 
Kommunikation, Redaktion Raumfahrt
 
Tel.: +49 2203 601-3882
 
Fax: +49 2203 601-3249

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001