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Mittwoch, 12. Juli 2017

Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern steigt weltweit: Erstmals über 355.000 ausländische Studierende an deutschen Hochschulen


2017 sind an deutschen Hochschulen zum ersten Mal mehr als 355.000 ausländische Studierende eingeschrieben. Damit wird die von Hochschulen und Politik für 2020 gesteckte Zielmarke von 350.000 schon jetzt übertroffen. Insgesamt hat sich die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland damit in den letzten zehn Jahren um 37 Prozent erhöht.
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland von 340.000 im Jahr 2016 auf derzeit 357.800 erhöht. Deutschland zählt weltweit nach den USA, Großbritannien, Australien und Frankreich zu den beliebtesten Zielländern für internationale Studierende. Die größte Gruppe der ausländischen Studierenden stammt aus China (13 Prozent), gefolgt von Studierenden aus Indien (6 Prozent) und Russland (5 Prozent).
Insgesamt steigt die Zahl der international mobilen Studierenden weltweit und damit der Wettbewerb um die besten Talente. 2014 waren rund 4,3 Millionen Studierende außerhalb ihres Heimatlandes eingeschrieben. Das sind rund 300.000 Studierende mehr als noch im Vorjahr. Deutschland zeichnet sich im Unterschied zu vielen anderen Ländern durch eine ausgeglichene Mobilitätsbilanz aus. Sowohl als Gast- wie auch als Herkunftsland ist es für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern von großer Bedeutung.
„Das deutsche Wissenschafts- und Hochschulsystem ist global aufgestellt, global vernetzt und im besten Sinne weltoffen. Die Attraktivität des Studien- und Forschungsstandortes Deutschland zieht nicht nur zahlreiche ausländische Studierende und Forschende an, für viele deutsche Studierende und Forschende ist es mittlerweile  selbstverständlich geworden, im Ausland zu studieren und zu forschen. Das ist ein großartiger Erfolg unsere Internationalisierungsbestrebungen und spricht für die Qualität und Attraktivität unseres Wissenschaftssystems und unserer Mobilitätsangebote“ betont Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.
2015 waren fast 140.000 deutsche Studierende an Hochschulen im Ausland eingeschrieben, um dort einen Abschluss zu erwerben. Zu den beliebtesten Gastländern zählen Österreich, die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz. Beliebte Zielländer für temporäre studienbezogene Auslandsaufenthalte sind nach wie vor Großbritannien, die USA, Frankreich und Spanien. Derzeit verbringen mehr als ein Drittel aller Studierenden einen Teil ihres Studiums im Ausland. Die Bundesregierung und der DAAD verfolgen das Ziel, den Anteil bis 2020 auf 50 Prozent zu erhöhen.
„Unsere Welt rückt immer mehr zusammen. Deshalb brauchen wir qualifizierte Nachwuchskräfte, die in internationalen Dimensionen denken können und weltweit vernetzt sind. Die Vorteile eines Auslandsstudiums liegen klar auf der Hand: Gute Jobperspektiven, verbesserte Fremdsprachenkenntnisse, Fachwissen in internationalen Zusammenhängen, interkulturelle Kompetenz, Gewinn an Selbständigkeit, Freundschaften auf der ganzen Welt, neue Sichtweisen auf das Gast- und Heimatland und nicht zuletzt auf sich selbst“, erläutert Margret Wintermantel, Präsidentin des DAAD.
2015 waren circa 43.000 ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen angestellt, unter ihnen rund 3.100 Professorinnen und Professoren. Die Zahl der ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat sich damit in den letzten 10 Jahren um 74 Prozent erhöht.
„Die größte Gruppe stellen mit über einem Drittel Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Westeuropa, gefolgt von der Region Asien/Pazifik mit 17 Prozent und Mittel/Osteuropa mit 15 Prozent. Die wichtigsten Herkunftsländer sind Italien, China, Österreich und die USA“, erläutert Monika Jungbauer-Gans, wissenschaftliche Geschäftsführerin des DZHW. An außeruniversitären Forschungseinrichtungen waren in 2014 knapp 9.000 ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angestellt. Fast zwei Drittel dieser Gruppe stammen aus Europa. Etwa 24 Prozent kommen aus Asien.
Das diesjährige Schwerpunktkapitel der Publikation Wissenschaft weltoffen beschäftigt sich mit dem Ostseeraum als Wissenschaftsregion. Die Anrainerstaaten der Ostsee haben sich zu einer dynamischen Wirtschaftsregion entwickelt, deren regionale Integration eng an die Entwicklung von Forschung und Wissenschaft gekoppelt ist. Deutschland kommt dabei sowohl für den Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als auch von Studierenden in dieser Region eine Schlüsselstellung zu. Gleichzeitig fällt auf, dass die Ostseeländer auch eine beliebte Studien- und Forschungsregion für Akademiker aus anderen europäischen Staaten geworden ist.
Mehr Informationen:


Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH (DZHW)
German Centre for Higher Education Research and Science Studies

Lange Laube 12 | 30159 Hannover | www.dzhw.euGermany

Daniel Matthes
Referent Information und Kommunikation

Officer Information and Communication
                                                    
Tel. +49 511 450670-532 | Fax +49 511 450670-960

E-Mail: matthes@dzhw.eu

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001